50.000 Pflegekräfte an ötv-Warnstreik beteiligt

Berlin (taz) - Nach einer ersten Bilanz der Gewerkschaft ÖTV beteiligten sich an den bundesweiten zweitägigen Warnstreiks im Gesundheitswesen über 50.000 Krankenschwestern, Pfleger und Hebammen. Die Notfallversorgung blieb überall gewährleistet. Jetzt fühle die ÖTV sich „gestärkt, am Verhandlungstisch den Tarifkonflikt beizulegen“, erklärte gestern nachmittag Vorstandsmitglied Willi Hanss in Stuttgart zum Abschluß der Aktionen. Unabdingbare Voraussetzung sei aber ein deutlich verbessertes Angebot der öffentlichen Arbeitgeber.

Zentrale Forderung der ÖTV und der Angestelltengewerkschaft DAG ist die generelle Höherstufung der 200.000 Pflegekräfte, die brutto 150 bis 300 DM pro Monat bringen soll. Bund, Länder und Gemeinden indes wollen die Höhergruppierung sechs Jahre hinauszögern. „Phantastisch gut“, meint ÖTV-Sprecher Hillgärtner, „in der DDR muß man immerhin zwölf Jahre auf einen Trabbi warten.“ Tarifexperte Hanss korrigiert geringfügig: „Unannehmbar. Die Arbeitgeber müssen uns entgegenkommen. Mit kleinen Zugeständnissen sind die großen Probleme des Pflegepersonals nicht mehr zu lösen.“

Begeisterung bei den Organisatoren des in der Bundesrepublik „beispiellosen Arbeitskampfes“ löste die ebenso „beispiellose Welle der Sympathie auf seiten der Patienten“ aus. Nicht zu vergessen die „weltweite Resonanz“ in Form von solidarischen Grußtelegrammen der Schwesterorganisationen aus 13 Ländern. In der Bundesrepublik äußerten der Hartmann-Bund der Ärzteschaft, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die CDA -Sozialausschüsse Verständnis für die Gewerkschaftsforderungen. Am 18.Mai verhandeln die Tarifgegner weiter.

peb