L E U T E V O N H E U T E

■ K L A T S C H V O N G E S T E R N

Es sah mal so aus, als könnte Volker Hassemer Intendant des RIAS werden. Er stolperte bislang über das Bundeskanzleramt und die von Klaus Rüdiger Landowsky gesteuerte CDU -Chefetage. Die Senatskanzlei unter Rot-Grün erwies sich jetzt als trauriger Bündnispartner: Sie signalisierte Bonn, auf einen „abgehalfterten CDU-Politiker“ möge man bei der Intendantenbestellung doch bitte verzichten. Möglich, daß dies ja nur ein Gerücht ist.

Über die Qualitäten öffentlich-rechtlichen Führungspersonals ist hierzulande ja schon viel gelästert worden. Daß ZDF-Intendant Prof. Dr. Dieter Stolte seine Dämlichkeit vor der versammelten Weltpresse zur Sprache, ach was, zur Stammelei bringen mußte, hat nicht nur Ex-Aspen -Chef Shepard Stone und Otto Schily, der übrigens im blütenweißen neuen Kat-Daimler kam, verblüfft. Die Höflichkeit verhinderte vergangene Woche während des Mittagessens auf dem Internationalen Pressekongreß, daß die Journaille von Korea bis Mexiko laut losprustete. Der ZDF -Obere hatte die Tischrede offenbar nicht nur nicht selbst geschrieben, es reichte, daß er sie vor „siihh internäschenell“ Publikum mit einem alle Maßen sprengenden heavy accent vortrug.

Der schwergewichtige neue US-Botschafter Vernon Walters, ein Putsch- und Sprachgenie, hat bei seinem Antrittsbesuch Berlins Journalisten über die aerodynamische Funktion der taz aufgeklärt: „Left wing - right wing, every plane needs two wings“, ließ er beim Lunch wissen. Allein Stefen Laufer, Zweiter Pressesprecher der US-Mission, konnte sich damit den Verzicht der Amerikaner auf Tiefflüge während der Tempelhofer offenen Türen nicht erklären.

Flachflieger verunsichern gegenwärtig die Senatsverwaltungen. Der Jugendsenatorin Anne Klein sei es geklagt. So mancher altgediente Latzhosenträger entpuppt sich plötzlich nach langen Jahren der inneren Immigration als alternativer Frontkämpfer. Einem solchen hat sie es zu verdanken, daß ihr zukünftig eher ein parteitreues aber flaues Wesen als Grundsatzreferentin zur Seite steht. Bisher allerdings ist die Stelle vakant, schade, Frau Klein läßt es sich gefallen.

Spannung kommt hingegen im 'Tagesspiegel‘ angesichts eines überraschenden comebacks auf. Fred Grätz, Medienmann, SFBler, Bogenspanner und schon einmal Mitarbeiter an der Potse, tritt die Nachfolge des scheidenden Lutz Hachmeisters an, der neuer Leiter des Grimme-Institut in Marl wird. Im 'Tagesspiegel‘ werden jetzt Wetten entgegengenommen, wie lange der manchmal sperrige Fred es denn schafft....

Geschafft hat es der Springer-Vorstandsboß Peter Tamm (61). Einen Machtkampf in der Führungsetage - Leo Kirch sitzt allen im Nacken und will spätestens auf der nächsten Hauptversammlung im August einen Aufsichtsratsposten besetzen - konnte er zu seinen Gunsten entscheiden. Sein Vertrag wurde um weitere vier Jahre verlängert, das Gehalt von um die läppischen fünf Millionen Mark jährlich geringfügig angehoben. Den absehbaren Niedergang des Konzerns wird das nicht aufhalten, meint

Marianne