Musikzirkus Busch, Prof. Dr.

■ Der CULTURECLUB begrüßt sein 29. Mitglied: Dirk Busch, Entertainer in der ehrwürdigen Oberen Ratshaushalle, Hochschullehrer an der Bremer Uni und „momentan einer der bestverkaufenden deutschen Künstler“ der Musikbranche

Dirk Busch“... Was man sich gerne anhört, wo man nicht sagt, ach gottogott, jetzt kommt schon wieder einer und belehrt mich. Es wird so präsentiert, daß man schon eine message loswird, aber gleichzeitig auch unterhält. Ich stehe sehr stark zum Unterhaltungsanspruch.

taz:Ist die massage wichtig? In Deinen Texten schreibst Du ja oft gegen irgendeinen Trend an, den Lächel-, den Yuppie -Trend, gegen „Madame, Sie sind so herzzerrießend chic“, bei einer sehr eingängigen Musik.

Busch:Gut klingende Sachen machen andere auch. Das ist genau der Punkt, daß ich immer wieder versuche, auch andere Texte zu schreiben. Deshalb rollen sich mir auch die Fußnägel auf (gegruseltes Gelächter der Zuhörerin), schönes Bild nicht? - wenn ich höre: „Schlagersänger, das ist ja wie Schlager.“ In einem Titel von mir heißt es z.B.: „Ich mag die Frauen die selber was bewegen, die nicht vertrauen, daß Männer stärker sind.“ Und darauf reagieren eben auch Frauen. Die merken auch bei mir, daß das nicht Mache ist. Sondern das ist das, was ich denke.

Er war außerordentlich argwöhnisch gewesen, ob er und seine Musik etwas für die taz-LeserInnen seien, hatte sich aber

dann doch in meine Küche locken lassen. Elisabeth, natürlich viel schöner als ihr Mann, aber bei wem wär das nicht so, schnippisch, Lehrerin, ordinäre Lache, zwei Kinder, Ideenprozentin für songs, die ihr Mann dann musikalisch produziert, ist wichtig, im Musikzirkus Busch, aber auch so. Früher, als er noch mit seiner Band im Kölner Raum spielte, hat sie manchmal life gesungen, Textideen zu den Liedern seiner ersten LP „Kinder, Kinder...“ entstanden in ihrem lungenentzündungsheilenden Bett. Eine kiebige, aber sehr loyale Frau, die es nicht komisch findet, wenn Leute sich aus Dirk Buschs Texten in Elisabeth Buschs Eheleben einfragen mit einem: „Stimmt es denn bei Ihnen nicht mehr?“

Dirk Busch, dieser singende Berufs- und Bildungssoziologieprofessor der Bremer Uni, hat Erfolg und geniert sich nicht, den appetitlich dick aufs Brot zu streichen. „Ich bin einer der bestverkaufenden deutschen Künstler“

sagt er. Allerdings in dem Zusammenhang, daß er mit dem Verkauf erst nach Jahren wieder einspielt, was er für eine LP vorfinanzieren muß: 100.000 Mark. Busch ist nicht nur Texter, Spieler, Band-Leader, sondern auch sein eigener Produzent. Die Plattenfirma macht lediglich den Vertrieb.

Mit vierzehn als Dixilandklarinettist auf der Bühne, dann Rock, Pop, Gala für Tanzschulen und auf Ruhrpottbühnen zum Geld verdienen für's Studium. „Nach Examen Assistent des berühmten Kölner Soziologen Rene König,...mit 28 Jahren jüngster Professor der Bundesrepublik Deutschland“ (hat er dem Werbetexter seiner Plattenfirma verraten), das wurde man damals, 1975, in Bremen; seit 1980 Studioproduktionen, 6 LPs, mit „Du bist keine Mona Lisa“ in den europäischen Charts, Liebling einer Fan-Gemeinde, die zu zwei Dritteln aus Frauen zwischen 20 und 60 besteht, und in der vorigen Woche Benefiz-Konzert (Schirmherrin

Ute Wedemeier) in der ausverkauften Oberen Rathaushalle. Das hat ihm Spaß gemacht, sein „schnödes Pop-Zeug in den heiligen Hallen“, mit einer P.A. Anlage für 200.000 Mark und dem Scheinwerfermann auf der Treppe zur Güldenkammer und Busch als entertainer, der sein Publikum auf Butterfahrt begrüßt und auf die draußen wartenden Heizdecken hinweist. „Die Radio-Bremen-Leute, die sind glatt vom Glauben abgefallen, daß ich das kann.“

Klopfen wir ein bißchen auf den Busch der Selbstgewißheit. Busch ist ein Chamäleon an Stileinfärbungen von Chanson über Rock bis Tango, also:

Hast Du das Problem nie, daß Du findest, Du müßtest einen eindeutigen Dirk-Busch-Stil haben?

Busch: Der wird witzigerweise von den Leuten sofort erkannt am Stimm-Sound. Das ist genau das Problem, das ich nicht habe.

Zweiter Versuch: Formulierungen wie „daß manche Träume

Seifenblasen sind...“ sind doch Klischees, das kommt einem vor wie tausendmal gehört.

Busch: Stimmt. Das ist ein Dilemma, sehr verständlich zu sein und ungewöhnliche Formulierungen zu finden...Es ist ja keineswegs so, daß ich sagen würde, alle meine Texte sind so großartig, daß ich mich dafür küssen könnte. In einem meiner erfolgreichsten Stücke, heißt es, da könnt ich mich jedesmal aufs Maul hauen: Sie wissen meistens, wo es längs für sie geht. Furchtbar.

Na, bitte! Und schließlich: Was macht mehr Spaß, Wissenschaft oder die Musik?

Busch:Manches im Wissenschaftsbereich kommt mir so fürchterlich überflüssig und bombastisch vor. Das interessiert doch keine Sau. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich das mit der Musik gerne mache, weil Du da ein bißchen mehr Rückmeldung kriegst.

Uta Stolle