Gewoba-Heizwerke an Stadtwerke

■ Heizwerke in Huchting und Marßel an die Stadtwerke verkauft / Umstellung von Öl aus Gas: gut für die Stadtwerke und für die Umwelt / Neues Block-Heizkraftwerk in Huchting

„Wir sind doch inzwischen Geschwister!“ verriet gestern mit Hang zur Allegorie Bremens oberster Gewoba-Chef, Prof. Eberhard Kulenkampff, vor JournalistInnen. Und zusammen mit seinem Wahl-Bruder, Dr. Günther Czichon, Vorstandssprecher der Bremer Stadtwerke, berichtete er von einem „Werk“, das allen nützen, niemand schaden und der Umwelt wohltun soll. Seitdem die Wohnungsbaugesellschaft 'Neue Heimat‘ regionalisiert als 'Gewoba‘ Bremer Eigentum wurde, „kann jeder von uns tun, was er am besten kann, und das ist gut so“. Das geht so: Zum 1. Juli 89 verkauft die Gewoba an die Stadtwerke zwei ihrer Heizwerke, in Huchting-Sodenmatt und Marßel. Drei Jahre alt ist diese Idee, und ebensolange verhandeln die Geschwister miteinander. Kostenpunkt: 1,38 Mio. Mark. Betroffen sind rund 3.200 Miet -Eigentumswohnungen, 435 Einfamilienhäuser und 15 Fremdabnehmer (Läden, Schulen).

Damit ist die Gewoba („Was wir können, ist Wohnraum verwalten“) die Heizerei los. Und auch die dringend notwendige

Modernisierung der Kraftwerke. Und die Stadtwerke können tun, was sie können: heizen. Beide Werke werden für 3,6 Mio. Mark vom umweltschädlichen Heiz-Öl auf das weniger belastende Erdgas umgestellt. Vorteil: Statt fremder Öl -Multis können die Bremer Stadtwerke ihr Gas liefern und dran verdienen, was auch in Zukunft „eine nicht quantifizierbare Menge“ (Czichon) von Arbeitsplätzen schaffen beziehungsweise sichern helfen soll. Und: pro Jahr werden tausende Tonnen weniger an Kohlendioxid, Stickoxiden, Schwefeldioxid in die Luft Bremens geblasen.

Die MieterInnen „sollen die Zeche natürlich nicht bezahlen“, beteuerte Günther Czichon. Nach der Umstellung wird die Miete um rund 20 Pfennig pro qm gesenkt, derselbe Betrag aber über den Wärmepreis wieder abgezogen. Bleibt also beim alten. Die Gewoba übernimmt weiterhin für die Lieferantin Stadtwerke die Heizkosten-Abrechnung.

Auch die Gewoba-Heizwerke Varreler Bäke in Huchting, Carl -Hurtzig-Straße und Horn-Lehe

sollen in den nächsten Jahren nach demselben Modell von den Stadtwerken übernommen werden.

In Sodenmatt soll außerdem bis Ende 1990 ein mit Erdgas betriebenes kleines feines Block-Heizkraftwerk (BHWK) errichtet werden und mit Kraft-Wärme-Kopplung, also mit der gleichzeitigen Produktion von elektrischem Strom und Heizenergie, die dort angeschlossenen Heizungen versorgen und vier Megawatt Strom produzieren. Investitionsvolumen: 10 Mio. Mark. Bremische Firmen sollen für diesen fetten Auftrag zwar „eine faire Chance“ bekommen, aber der Stadtwerke-Chef Czichon hält es auch gut für denkbar, daß „auswärtige Firmen mit mehr Erfahrung“ den Zuschlag bekommen oder gar schon bekommen haben. Eine generelle Einführung von Kraft-Wärme -Kopplung in Großanlagen auf der Basis von Gas ist laut Czichon „unwirtschaftlich: das würde die Stadtwerke schnell in den Ruin treiben!“ Import-Kohle aus den Bergwerken Polens oder, wie früher, auch schon mal aus Südafrika kommt unbestritten billiger. S.P