Donau bleibt ungestaut - CSSR ist aufgebracht

■ CSSR fordert Entschädigung von Ungarn, falls das Wasserkraftwerk Nagymaros nicht gebaut wird

Berlin (afp/taz) - Der am Samstag von Ungarn verfügte Baustopp am umstrittenen Wasserkraftwerk Nagymaros hat in der CSSR Proteste der slowakischen Regierung ausgelöst. Dort fürchtet man, daß durch die Budapester Entscheidung die Gesamtkonzeption der Wasserkraftwerke Gabcikovo-Nagymaros ins Wanken geraten könnte. Da die CSSR im slowakischen Gabcikovo schon erhebliche Mittel investiert hat - so wurden zum Beispiel mit Devisen teure westliche Baumaschinen gekauft -, droht Prag jetzt mit weitreichenden Entschädigungsforderungen. Die slowakische Regionalregierung forderte die CSSR-Regierung auf, mit „geeigneten Maßnahmen“ gegen die ungarische Entscheidung vorzugehen. Ein Dorn im Auge der CSSR-Politiker ist das Zurückweichen der Ungarn vor der eigenen Opposition. Wegen dieses Projekts hatte sich die erste unabhängige Ökologiebewegung in einem sozialistischen Land gebildet. Mit Demonstrationen, Öffentlichkeitsarbeit und wissenschaftlichen Expertisen ist es den Blauen, wie die ungarischen Grünen sich nennen, gelungen, die ehedem „unumstößliche Entscheidung“ nun zu kippen. Da Ungarn in den letzten Wochen auch noch Dubcek zu Wort kommen ließen, scheint der Konflikt zwischen den beiden Regierungen sich zu verschärfen.

In Wien dagegen herrscht Gelassenheit, obwohl die österreichischen Banken mit ihren Krediten das ungarische Projekt erst möglich machten und Österreich zu den Hauptabnehmern der Donauelektrizität werden sollte. Die Banken haben noch keine Schadenersatzansprüche geltend gemacht.

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