„Führungsschwach, faul, farblos“

■ JU schießt volle Breitseite gegen CDU-Fraktionschef Reinhard Metz ab / Metz: „Ich will Fraktionschef bleiben“ / Stimmen aus der Fraktion: „Müssen wir uns noch überlegen“ / Umfrage: CDU kleiner 20%

Die Schonfrist für Reinhard Metz ist vorbei. Eineinhalb Jahre, nachdem Metz zum Vorsitzenden der CDU-Fraktion gewählt worden ist, hat jetzt die Junge Union ausgesprochen, was viele, auch in der Fraktion, seit langem denken: Metz ist führungsschwach, kann das dauernde Stimmungstief in der Bremer CDU nicht in Motivation umwandeln und verschläft politische Themen.

Die Kritik der Jungen Union kommt zu einem Zeitpunkt, da eine im Auftrag des Senats erstellte Meinungsumfrage die CDU inzwischen bei knapp 20 Prozent sieht. Und nur noch jeder zehnte Bremer möchte von einem Bürgermeister Metz regiert werden. Den Grünen fehlen nur fünf Prozent, um die CDU zu überholen. „Wir sind noch die größte Oppositionspartei“, hat JU-Vorsitzender Jens Eckhoff den Ernst der Lage erkannt. Und die Erwartungen, die er an den Chef der Fraktion hat, sind nicht mal allzuhoch: „Der muß nicht glänzen und brillieren. Der soll wenigstens die fundamentalen Sachen machen.“ Fundamental vermißt hat Eckhoff unter anderem ein klares Wort von Metz, als Nicaraguas Staatspräsident Daniel Ortega in Bremen war. „Der kann ja mit Ortega mittagessen“, meint Eckhoff. Aber dann hätte er wenigstens die „Verfolgung von Christdemokraten in Nicaragua“ kritisieren müssen.

Doch es sind nicht nur politische Inhalte, es ist die gesamte Haltung von Metz, die die JU stört. „Wir stehen auf der Straße und machen Stände, und Metz tut fast nichts. Wir vermissen die Power“, meint der JU-Vorsitzende des Kreisverbandes Bremen-Stadt, Stefan Saaber. Trotz der herben Kritik: Eine Personaldebatte wollen die JU'ler nicht lostreten. Zum einen steht da die Europa-Wahl vor der Tür, da könnte

innerparteiliches Nachfolge gerangel nur schaden, zum anderen, so Saaber, könnte eine Diskussion um den Spitzenkandidaten 1991 nur schaden. Bei der knappen Personaldecke könne es passieren, daß „wir am Ende vor einem Scherbenhaufen sitzen“.

„Die Junge Union empfindet es als einfacher, über Personen zu reden als über Sachen“, meinte Reinhard Metz zu der vollen Breitseite vom Nachwuchs. Die

Schuldigen für die „schwierige Situation der CDU“ findet er in Bonn: „Gegen den Bundestrend kommen wir nicht an.“ Und so sieht er auch keinerlei Grund, darüber nachzudenken, ob er der geeignete Fraktionsvorsitzende ist. „Ich habe nicht vor, das was ich will, über die taz zu verkünden. Aber ich bin Fraktionsvorsitzender und will das auch bleiben.“

Ob die Frakion das auch will,

ist durchaus fraglich. Während sich Metz-Vertreter Günter Klein gestern nur ein „kein Kommentar“ entlocken ließ, wurden andere deutlicher. So wollte sich der langjährige Abgeordnete Rudolf Gassdorf, Mitglied des Fraktionsvorstandes, zwar nicht ins „Ruderboot der Jungen Union setzen“, aber: „Daß über den Fraktionsvorsitz geredet werden muß, ist keine Frage. Ich habe da eine feste Meinung.“ Und wer könnte den verfahrenen Karren aus dem Dreck ziehen? „Beispielweise Kudella.“

Peter Kudella, der andere Stellvertreter von Metz, mag sich an derartigen Spekulationen zum momentanen Zeitpunkt zwar nicht beteiligen, aber klar ist für ihn: „Wir müssen das Profil schärfen. Da haben wir einen Nachholbedarf.“ Zwar sei die Fraktion mit Metz „ziemlich solidarisch“, aber: „Ich gehe davon aus, daß die Fraktion überlegt, ob er das weitermachen soll oder nicht.“

Daß die latente Anti-Metz-Stimmung schnell in eine offene umschlagen kann, wird der Oppositionschef auch am Dienstag abend bei einer CDU-Funktionärstagung festgestellt haben. „Nachdem ich ihn auf Versäumnisse angesprochen habe, hat er zurückgeschlagen und Solidarität gefordert“, erinnert sich JU-Mann Eckhoff. Es regte sich keine Hand zum Beifall.

hbk