Mannomann

■ Eine Werbekampagne, die die Republik erschüttern sollte

„Bierernste Werbung“ gebe es genug, befand der Marketing -Leiter der Saarländischen Karlsberg-Brauerei und startete eine Werbekampagne, die „nicht nur das Saarland erschüttern“ sollte: „Karlsberg Urpils. Das Bier für den Mann im Mann“. Nun wissen's auch die Bierbrauer, wohin der Zeitgeist weht. Der Macho mit dem Dreitage-Bart ist angesagt, das schicke Interieur der Yuppies. Da zeigt ein Karlsberg- Plakat eine breites Bett mit feinster Seidenwäsche. Davor ein paar Herrenschuhe und zwei Paar hochhackige Pumps. Das Stilleben wird kommentiert mit „Noch zwei, bitte“. Frauengruppen empörten sich, die saarländischen Grünen verlangten von der Karlsberg-Brauerei eine öffentliche Entschuldigung und die Entfernung der Plakate.

Für Otti Stein, Frauenbeauftragte der Landesregierung ist das Plakat noch der harmloseste Teil der Werbekampagne: „Dafür habe ich nur ein müdes Lächeln übrig. Wir wissen doch, was in deutschen Betten los ist...“. Gegen die Rundfunk- und Fernsehwerbung der Brauerei will Otti Stein allerdings Beschwerde beim Deutschen Werberat einlegen. Im Rundfunkspot ist zu hören, wie ein Autofahrer beim Falschparken ertappt, die Politesse auf Männerweise rumkriegt. Anfangs zaghaft, dann immer wollüstiger „stöhnt“ die Politesse um Hilfe. O-Ton Karlsberg: „Ein Bier für Männer, die wissen, was sie wollen und die tun, was sie wollen.“

Dem Chef der Marketing-Abteilung, Roland Meyer, machte die öffentliche Kritik bislang wenig Eindruck. In einem Brief an die Grünen gab ihnen zu verstehen, sie würden halt keinen Spaß verstehen. „Und wer sollte schon mehr als die in ihrem zeitgemäßen Selbstverständnis gefestigte Frau darüber lachen oder lächeln können, wenn unser 'Mann im Mann‘ seine Ketten sprengt.“ Eine saarbrückerner Alternativkneipe, die die Erzeugnisse der Möchtegern-Machos inzwischen boykottiert, kommentierte: „Alles für die Flasche im Mann“.

lu