Putschversuch niedergeschlagen

■ In der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba herrschte nach einem Putschversuch der Ausnahmezustand

Addis Abeba (dpa) - In Äthiopien ist ein Putschversuch hoher Offiziere offenbar gescheitert. Die Lage war am Mittwoch jedoch noch unklar. Diplomatische Kreise in der Hauptstadt Addis Abeba teilten mit, daß Kämpfe und Schießereien am Vormittag noch angehalten hätten. Putschanführer waren offenbar der Generalstabschef Merid Negusie, und der Befehlshaber der Luftstreitkräfte, Generalmajor Amha Desta. Beide wurden noch am Dienstag abend erschossen.

Der Putschversuch, der erste in der über zwölfjährigen Regierungszeit von Staatschef Mengistu Haile Mariam hat gestern seinen am Dienstag begonnenen Arbeitsbesuch in Ost -Berlin wegen des Putsches vorzeitig beendet. Nach unbestätigten Berichten kam auch Verteidigungsminister Haile Giorgis Habte-Mariam ums Leben.

Truppen mit Panzern riegelten Dienstag nachmittag das Verteidigungsministerium und andere öffentliche Gebäude ab. Jagdbomber und Kampfhubschrauber überflogen Addis Abeba. Am Eingang des Verteidigungsministeriums fielen Schüsse.

Um einen Militärstützpunkt in der Nähe des alten Flughafens von Addis Abeba wurde am Mittwoch morgen noch heftig unter Einsatz von Panzern und Artillerie gekämpft, teilten Diplomaten in Addis Abeba mit. Aus dem Verteidigungsministerium wurden in der Nacht 300 Angestellte abgeführt. Am Mittag soll ein Zug Infanterie das Gebäude besetzt haben. Kurz darauf seien minutenlang Gewehrsalven zu hören gewesen. Die Hauptstadt wirkte am Mittwoch wie ausgestorben. In den Straßen patrouillierten Soldaten.

Als auslösender Faktor des offenbar mangelhaft vorbereiteten Putschversuchs wird weitverbreiteter Unmut in der Armee über die Mißerfolge in Eritrea und Tigre angenommen. Im Februar waren bei Inde Selassie drei Divisionen aufgerieben worden. Kurz darauf hatte die Armee kampflos die Tigrische Provinzhauptstadt Mekelle geräumt. Massenrekrutierungen von Jugendlichen bis zu 13 Jahren haben auch die Bevölkerung gegen die Regierung aufgebracht. Hohe Offiziere und selbst die sowjetische Regierung, die Äthiopien nur noch mit Defensivwaffen beliefert, fordern von Mengistu eine politische Lösung des Bürgerkrieges, der täglich drei Millionen Mark verschlingt.%%