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Basler Versammlung „westlastig“

Osteuropäische Delegierte kritisieren die Inhalte der ökumenischen Versammlung  ■  Aus Basel Andreas Zumach

„Sie erinnern sich sicher noch an die ersten Jahre nach dem Krieg, als es noch kein Erdöl oder Gas zum Heizen gab und wir in Europa Kohle einbunkern mußten.“ Der bundesdeutsche Physikprofessor hatte vor der der Basler „Europäischen Ökumenischen Versammlung“ offensichtlich nicht realisiert, daß vor ihm zahlreiche KirchenvertreterInnen aus Osteuropa saßen, wo heute noch viele Menschen „Kohlen einbunkern“. Es sind nicht nur derlei Begebenheiten, die seit Mittwoch wachsende Kritik der osteuropäischen Delegierten an der „Westlastigkeit“ der Veranstaltung auslöst.

Vor allem DDRlerInnen verweisen auch auf den Entwurf des Abschlußdokumentes. In dem Kapitel über Europa kommt die Tradition des Sozialismus nicht vor. Probleme wie der internationale Müllexport werden nur in ihrer Nord-Süd-, nicht aber in ihrer West-Ost-Dimension beschrieben. Der DDR -Theologe Garstecki kritisierte, daß sich „die Westeuropäer oft als die Herren des europäischen Hauses verstehen“. Kirchenvertreter aus Polen, Jugoslawien, Ungarn oder Rumänien vermissen eine Auseinandersetzung der Westler mit den wirtschaftlichen Problemen und der großen Verschuldung ihrer Länder. Die eigenen Sorgen ließen kaum Raum für die in Konferenzpapieren geforderte Beschäftigung mit den Problemen der Unterentwicklung. Kritik ist aber auch an der „einseitig auf wirtschaftliches Wachstum und Konsumsteigerung ausgerichteten und an westlich-kapitalistischen Maßstäben orientierten“ sowjetischen Reformpolitik zu hören. Sie berücksichtige ökologische Folgen kaum, stelle von westlicher Werbung erzeugte Konsumbedürfnisse nicht in Frage und führe längerfristig möglicherweise zu einer stärkeren Beteiligung der UdSSR und anderer osteuropäischer Staaten an der globalen Nord-Süd-Ausbeutung, befürchtet der Direktor der Evangelischen Akademie in Berlin/DDR. Viele osteuropäische Christen hoffen, daß die Kirchen mit ihrer Kritik nicht nur bei den Symptomen der Krise wie Hochrüstung, Umweltzerstörung und Hunger bleiben, sondern die angesichts der Entwicklungen in beiden Teilen des Kontinents verlorengegangene Dimension eines demokratischen, ökologischen Sozialismus mit gerechten Nord-Süd-Beziehungen wieder in die Diskussion bringen.

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