Neuer Ärger in Rheinhausen

Berlin (taz) - Im Krupp-Stahlwerk Duisburg-Rheinhausen macht sich aufs neue heftiger Ärger breit. Heute vor genau einem Jahr war nach einem monatelangen Arbeitskampf die Stillegung des Werkes bis zum Jahre 1991 beschlossen worden. Begründung dieses Kahlschlagbeschlusses war seinerzeit die Erwartung einer stark rückläufigen Konjunkturentwicklung in der Stahlindustrie. Just zu diesem bitteren Jubiläum nun hat der Vorstandschef der Krupp Stahl AG, Cromme, in seinem Bilanzbericht für das Jahr 1988 und die ersten Monate des Jahres 89 allerdings etwas ganz anderes zu vermelden: Das Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit, so Cromme, stieg von 36 Millionen im Jahre 1987 auf 485 Millionen 1988, der Jahresüberschuß von fünf auf stolze 113 Millionen Mark. Und auch in diesem Frühjahr setzte dieser Aufwärtstrend sich fort. An den Stillegungsplänen will der Konzern jedoch weiterhin festhalten, denn, so Cromme, mit der Stahlkonjunktur verhalte es sich wie „mit einer launischen Diva“.

Schon bevor Cromme mit diesem Zahlenwerk an die Öffentlichkeit getreten war, hatten Bertriebsrat und Vertrauenskörperleitung der Krupp-Hütte Rheinhausen in dieser Woche erneut umgehende Neuverhandlungen „über den Weiterbetrieb der Stahlbasis Rheinhausen“ gefordert. Dieser sei „beschäftigungs- und strukturpolitisch dringend geboten“. Die „absehbar in nächster Zeit gute Stahlkonjunktur“ bestätige „mehr als deutlich das während des Arbeitskampfes vorgelegte Alternativkonzept des Betriebsrates“.

Der von Cromme vorgelegte Geschäftsbericht war gestern nachmittag Gegenstand einer Sitzung der Krupp-Betriebsräte. Aus dem Betrieb war unterdessen zu hören: „Was der Cromme da erzählt, ist eine glatte Unverschämtheit. Und so ist auch die Stimmung hier.“

mai