Steffi ging's gut

■ dpa-Reporter sah beim Final-Erfolg von Steffi geknickte Rosen, Mondbälle, Schlußlichter abfahrender Züge und patschende Vorhandpeitschen

Mit einem 6:3, 6:1-Erfolg in 78 Minuten gelang der Weltranglisten-Ersten Steffi Graf am Sonntag im Endspiel der 82.Internationalen Deutschen Meisterschaften in Berlin ein Triumph über die Weltranglisten-Dritte Gabriela Sabatini aus Argentinien. Sabatini schlich mit hängendem Kopf, wie eine geknickte Rose, vom Centre Court. Steffi Graf holte völlig verdient mit einer Demonstration von Weltklasse ihre vierten Titel in Berlin in Folge seit 1986. „Jetzt geht's mir unheimlich gut“, sagte eine glückliche Steffi Graf, die sich mit ihrer Erkältung am Morgen vor dem Spiel „noch so schlecht wie an keinem Tag der Woche“ gefühlt hatte. „Aber ich habe mich zusammengerissen“, meinte sie zu ihrer strengen Selbstdisziplinierung beziehungsweise „gewohnt professionellen Einstellung“ (dpa), mit der Gabriela Sabatini trotz allem Bemühen einfach nicht zurechtkam. „Der deutsche Hammer wird von oben zuschlagen“, hatte Federationcup-Teamchef Klaus Hofsäß vorher aufs fürchterlichste gedroht. Die gefürchteten „Mondbälle“ der 19jährigen Argentinierin mit dem „wackeligen“ Topspin peitschte Steffi Graf mit ihrer Vorhandpatsche unerbittlich zart zurück.

Einmal führte sie vor 4.500 ZuschauerInnen (ausverkauft) ihre Rivalin mit deren Paradeschlag sogar vor (ach steffi, ick liebe dir. sezza). Einen „Mondball“ trieb Steffi Graf noch fünf Meter höher zurück und Gabriela Sabatini schlug völlig überrascht ins Aus. Grafs Motto: „Was du kannst, kann ich schon lange. Der Wind wurde zum Verbündeten von Steffi Graf. „Gabi hatte damit viel mehr Probleme“, meinte die Siegerin, die zu Recht ihre eigene „Konstanz und Sicherheit“ lobte. Bitter für Gabriela Sabatini waren immer wieder die knallharten Vorhandschläge. Sie muß sich an der Grundlinie so einsam gefühlt haben wie einer auf dem Bahnsteig, der gerade noch den Schlußlichtern des Zuges hinterhersehen kann.

Die ganz großen spektakulären Ballwechsel fehlten. Zwar lag von Anfang an erstmals am Hundekehlesee wirklich fast greifbare Spannung über dem Centre Court, große Stimmung kam aber nur selten auf. Beide Spielerinnen riskierten relativ wenig, wußten, daß die geringste Konzentrationsschwäche schwere Folgen haben würde. Das erste Break gelang Steffi Graf zum 3:2, das war fast schon eine Vorentscheidung. Danach kam die Vorhand der Brühlerin immer gezielter und härter. Der Leidensweg ihrer Rivalin begann - und endete nach 78 Minuten auch mit einer krachenden Vorhand, den Ball sah sie erst, als er schon an ihr vorbei war. Ein fast symbolischer „Schlußgong“ für ein in diesem Jahr großartiges Turnier, das bei ständigem Sonnenschein mit 45.000 ZuschauerInnen beim LTTC Rot-Weiß Rekord bedeutete.

Hans-Rüdiger Bein (dpa)/taz