Flüchtlingsrat prämiert

■ Der Flüchtlingsrat Berlin bekam gestern den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis verliehen

20.000 Mark und jede Menge Händeschütteln, das war der Obulus an den Berliner Flüchtlingsrat und den nordrhein -westfälischen Innenminister Herbert Schnoor (SPD) bei der gestrigen Verleihung des Gustav-Heinemann-Bürgerpreises in der Frankfurter Paulskirche. Mit der Auszeichnung, die alljährlich in Erinnerung an die Verkündigung des Grundgesetzes verliehen wird, belohnt die SPD all jene, die sich im Sinne des Grundgesetzes für Freiheit und Gerechtigkeit einsetzen. In diesem Jahr fiel das Los auch auf den Flüchtlingsrat, der sich seit 1982 darum bemüht, die problematischen Lebensbedingungen von Asylsuchenden in Berlin öffentlich zu machen. Mitglieder der Organisation sind VertreterInnen von Kirchengemeinden, Rechtsanwälte, Ärzte, Mitglieder der Berliner SPD und der AL. Vor allem aber Asylsuchende selbst arbeiten im Flüchtlingsrat mit, um etwas gegen das für sie geltende Arbeits-, Studien- und Ausbildungsverbot oder die Zwangsunterbringung in Sammelunterkünften zu unternehmen. Erste Erfolge der Engagierten: Die Ausgabe von Wertgutscheinen wurde zugunsten der Bargeldausgabe abgeschafft, Kleiderbeihilfen und Heizkostenhilfe werden in bar ausbezahlt, Jugendliche dürfen kurzfristige handwerkliche Trainingskurse und Sprachunterricht besuchen. Außerdem konnte der Flüchtlingsrat in einigen Fällen Familientrennungen verhindern.

Öffentlichkeitsarbeit, Beratung, aber auch Verhandlungen mit Behörden oder die Organisation von Widerstandsaktionen bei drohenden Abschiebungen, sind die Aufgaben des Flüchtlingsrats. Jüngste Aktion der Engagierten in Sachen Menschenrechte: In einem offenen Brief forderte der Flüchtlingsrat die Bundesregierung und den Berliner Senat auf, sich für 83 Frauen, denen im Teheraner Evin-Gefängnis die Hinrichtung wegen politischer Betätigung bevorsteht, einzusetzen. Die Regierenden in Berlin signalisierten daraufhin Bereitschaft, die betroffenen Frauen aufzunehmen, wenn ihnen politisches Asyl gewährt würde.

cb