Mama, Papa, Zombie

■ Das Symposium „Kinder und Medien in Europa“ findet am 26./27. Mai im Schlachthof in Bremen statt / 'Jugendmedienschutz‘ ein hoffnungsloses Unterfangen?

„Zwischen hirnphysiologischer Entwicklung und Fernsehgewohnheiten“, zitiert der Spiegel Neurologen, bestünde kein Zusammenhang. Noch kein - ergänzt das Problembewußtsein. So weit sind wir schon: Den Kindern wird ein innigeres Verhältnis zu jedem Zombie als zu ihren Eltern attestiert. Bremens Bildungsminister Horst-Werner Franke hat rechtzeitig gemahnt und ein Fernsehverbot für Kinder verlangt. Landauf, landab Bedenkenträger; Forschungs-Feld -und Langzeitstudien, und alle rufen in die Wüste. Die Kinder glotzen TV. Nun flammen auch in Bremen die Zeichen der Zeit.

Der Bremer Rundfunkausschuß, der seit 1985 die „Weiterverbreitung von Rundfunkprogrammen in Kabelanlagen“ kontrolliert, lädt zum Symposium „Kinder und Medien in Europa“. Als Mitveranstalter gewonnen wurden das Bremer Uni -Institut für Popular-und Kinderkultur und die Landesbildstelle. „Bre

men ist ein guter Standort“ und „in der Medienlandschaft erfahren“, sagt Gerhard Schäfer auf der Pressekonferenz, der Vorsitzende des Rundfunkausschusses.

Wieso? Weil Bremen „klein und fein“ ist und 1959 schon mal eine „Woche der Jugend“ im städtischen Radio stattgefunden hat, wo „organisierte und nichtorganisierte Jugendliche“ Schulfunkprogramm machen durften.

Der Vorsitzende des Jugendschutzausschusses des Bremer Rundfunkausschusses (Fakten sind hart), Herr Parpart, findet Jugendmedienschutz ein „hoffnungsloses Unterfangen“, ist aber stolz auf das Symposium, weil untypisch für Landesmedienanstalten. (Behalte: Der Rundfunkausschuß mündet ab Juli in die Landesmedienanstalt).

Heinz Hengst (Popular-und Kinderkultur, Uni Bremen) freut sich auf die Referate über das Medienverhalten italienischer und schwedischer Kinder. So lassen sich Entwicklungen des europä

ischen Medienalltags vergleichen. Des weiteren gibt es auf dem Symposium noch ein Dokumentarfilmprojekt über das „Medienverhalten von Kindern im sozialen und urbanen Kontext“, übersetzt: Kinder aus Osterholz-Tenever haben einen Videofilm drehen dürfen. Thema: „Wenn zwei Außerirdische in Tenever notlanden müßten“. In Workshops sollen an beiden Tagen leibhaftige Kinder und Fachleute durchaus zusammentreffen. Das Symposium wendet sich an alle Interessierten. „Jeder kann, nein, soll kommen“.

Ach, ja, und dann war da noch der Herr der Landesbildstelle, Rudolf Geisler, der Mann der Praxis. Auf Elternsprechtagen, die er besucht, wenden sich hilf-und ratlose Mütter traubenweise an ihn. „Zu 90% bestimmen die Mütter das Fernsehverhalten. Im Vorabendprogramm bestimmen die Väter und sprechen zu 30% Verbote aus“. Claudia Kohlhas