Trop belle pour toi-betr.: "Eine Frage des Formats", taz vom 19.5.89

betr.: „Eine Frage des Formats“, taz vom 19.5.89

(...) Wie lang darf ein Typ denn noch diese männchenhaft zugerichtete Perspektive auf Frauenfiguren verbreiten? Logisch, daß „mehr oder weniger dicke Frauen“ unattraktiv sind. Guckt dieser Typ zuviel Mineralwasserreklame oder zerfrißt ihm die Kohlensäure das Hirn, daß er nicht merkt, wie er diesem Schönheitsideal aufsitzt.

Nun muß er aber gar nicht über die Attraktivität der Schauspielerinnen referieren wie ein Kosmetikpapst. Er sollte sich doch den Frauenrollen zuwenden, um zu fragen, warum die mächtige Marianne Sägebrecht „am unproblematischsten“ von den dicken Frauen ist. Hat er möglicherweise gerochen, daß diese Frau bei Leibe mehr zu bieten hat als ihre Fülle?

Als Tip für seinen nächsten unproblematischen Filmfestspielbericht würde ich es genießen, die unattraktive Visage diverser männlicher Schauspieler in Relation zu ihrem Können beschrieben zu sehen.

Kerstin Lück