Jubel auf allen Kanälen

■ 40 Jahre Grundgesetz

Wenn heute abend die Dallas-Freunde vergeblich vor dem Bildschrirm auf J.R. Ewing warten, der in einem texanischen Gefangenenlager einsitzt, dann nicht etwa deshalb, weil die ARD die Großmutter der Soap-operas abgesetzt hat, sondern, weil ein Ereignis, das vor 40 Jahren nicht einmal in die Gazetten der Zeitungen kam, sein 40. Jubiläum feiert. Es war der 23.Mai 1948, als in Bonn das Grundgesetz für das westliche Provisorium verkündet wurde. Bereits um 11.00 Uhr überträgt die ARD die Wahl des Bundespräsidenten, bei der Richard von Weizsäcker für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt werden soll. Um 19.30 Uhr ist dann das ZDF live dabei, wenn auf dem Bonner Marktplatz die elf deutschen Länderchefs ein farbiges Musik- und Kostümspektakel Ein Fest für die Verfassung abnehmen. Aber auch die ARD jubelt, wenn um 21 Uhr Henric L. Wuermeling versucht, die Stimmung der frühen „Gründerzeit“ einzufangen. Eine Kabarett-Gruppe im Studio, Studiogespräche, unter anderem mit Carl Friedrich von Weizsäcker, Musikbeiträge und Spielfilmausschnitte sollen das richtige Lebensgefühl von damals vermitteln. Ob dieses Jubiläum überhaupt ein Grund zum Feiern ist, fragen dann um 22.10 Uhr Guido Knopp und Rudolf Radke im ZDF. Im Museum Koenig in Bonn diskutieren diese Frage: Rainer Barzel, Alfred Grosser (Frankreich), Melvin Lasky (USA), Georg Leber, Nikolai Portugalow (UdSSR) und Otto Schily. Den Kehraus der Jubelfeiern liefert um 22.45 Uhr West III mit einer Talk-Show, an der Gert Bastian, Ex-Verfassungsrichter Helmut Simon, Richard Stücklen, Axel Eggebrecht und Marie -Luise Schmidt, Nachrückerin bei den Grünen und damit zuletzt in den Bundestag gekommene Abgeordnete, teilnehmen.

taz