Papi ist und bleibt der Beste

Bei Weizsäckers Wiederwahl sind sich ausnahmsweise alle einig - nur die Grünen nicht  ■  Aus Bonn Gerd Nowakowski

Wenn es nach Jutta Oesterle-Schwerin ginge, der Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, dann könnten heute 1.038 Männer und Frauen in der Sonne liegen und die Seele baumeln lassen. Sie nämlich plädiert dafür, das Amt des Bundespräsidenten abzuschaffen. So aber wird heute in der Bonner Beethovenhalle der Amtsinhaber Richard von Weizsäcker - als einziger Kandidat - mit absehbar überwältigender Mehrheit wiedergewählt. Die SPD verzichtete von vornherein auf einen Kandidaten; die Grünen wollten schon, fanden aber keine Person, die als bloßeR ZählkandidatIn in den Ring steigen wollte - zumal nicht einmal die Grünen selbst einig sind. Weizsäcker sei eben „der passende Deckel zu einem brodelnden Topf“, klagt der Grünen-Sprecher Michael Schroeren über das „Weizsäckersyndrom“. In der Tat hat sich der Bundespapi mit seiner unnachahmlichen Art, sämtliche Fettnäpfchen zu vermeiden und über den dreckigen Wassern der Realpolitik zu schweben, als absoluter Verkaufsschlager erwiesen. Selbst jene, denen das uneingeschränkte Bekenntnis zur Bundesbananenrepublik schwerfällt, würden von dem Weißhaarguru einen Gebrauchtwagen kaufen. Daß er es war, der in Berlin als Regierender in Hausbesetzerzeiten den Lummer von der Leine ließ und... - Schwamm drüber, dafür hat er doch 1985 zum 40jährigen Kriegsende den Deutschen ins verlegte Gewissen geredet...

Debatten um den Kandidaten wird es heute nicht geben, die 1.038 Wahlmänner und Frauen - 519 Bundestagsabgeordnete und die gleiche Anzahl aus den Bundesländern - sind nur zum Abstimmen geladen. Wo es um nichts geht, darf Prominenz ran: bei der CDU der Fußballprofi Littbarski - wenn der sich verdribbelt mit seinem Kreuz, ist es auch nicht schlimm. Und die SPD läßt Kabarettist Hildebrandt aufs Spielfeld, zwecks Originalrecherche für die nächste Sendung. Die Grünen haben bei ihren 24 Ländervertretern - neben 43 Bundestagsabgeordneten - teilweise altgediente BI-Vertreter nominiert.

Nur wen sie wählen werden, ist quer durch die grünen Lager offen. Die zu den Linken zählende Vorstandssprecherin Verena Krieger ruft gemeinsam mit Realo Hubert Kleinert zum Nein auf, während Otto Schily ja sagen will zu weiteren fünf Jahren. Fraktionssprecher Helmut Lippelt wiederum sucht die Synthese: Er meint, die Grünen sollten sich enthalten.