Gentest: Nach Petunien jetzt Kartoffeln

Die nächsten Freisetzungen gentechnisch manipulierter Organismen werden vorbereitet / Achter Tag der Schöpfung in Nordrhein-Westfalen / Grüne stellen die nächsten geplanten Experimente vor  ■  Aus Düsseldorf J.Nitschmann

Nach dem auf nächstes Jahr verschobenen ersten Freilandversuch mit gentechnisch manipulierten Petunien ist nach Erkenntnissen der NRW-Grünen während der kommenden Jahre in Nordrhein-Westfalen „ein ganzes Bündel“ weiterer Freisetzungsversuche gentechnisch manipulierter Pflanzen geplant.

Die Landespartei legte am Montag in Düsseldorf eine Reihe von Dokumenten vor, aus denen hervorgeht, daß sowohl das Max -Planck-Institut in Köln-Vogelsang als auch der Bayer -Konzern in Monheim bei Leverkusen „innerhalb von ein bis zwei Jahren“ umfangreiche Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Kartoffeln und besonders widerstandsfähigen Nutzpflanzen durchführen wollen. „Der achte Tag der Schöpfung findet künftig in Nordrhein -Westfalen statt“, erklärte der Sprecher der Partei, Bernhard Meier.

Nach Einschätzung der Grünen laufen die gentechnischen Freilandversuche mit manipulierten Kartoffeln darauf hinaus, ein proteinhaltigeres und den Sättigungsgrad erhöhendes Pflanzenprodukt zu erzeugen. Das Max-Planck-Institut selbst spricht in internen Papieren von der „Verbesserung der Widerstandsfähigkeit von Kartoffeln gegenüber bestimmten Viren und Schädlingen (Nematoden)“ sowie der „Erhöhung des Eiweißgehalts und Veränderung des Zuckergehalts in Kartoffeln“. (Is‘ mir schlecht... d.S.)

Damit wird nach Auffassung des Landesvorstandsmitglieds Harry Kunz ein neuer Abschnitt in der Genforschung eingeleitet: „Mutet der Petunienversuch noch eher als Spielerei an, so besitzen die weiteren vom Max-Planck -Institut geplanten Freisetzungsversuche nicht nur ungleich höhere biologische Risiken, sondern verschärfen zudem die Krise der Landwirtschaft zugunsten industrialisierter, chemisierter Agrarfabriken.“ Ziel des Versuches sei, Kartoffeln als Rohstoffbasis für die chemische Industrie „gezielt neu zu konstruieren“.

In dem Pflanzenforschungszentrum des Bayer-Konzerns in Monheim bei Leverkusen sollen nach Darstellung der Grünen eine Reihe von Nutzpflanzen, insbesondere Raps, genetisch gegen das Pflanzenvernichtungsmittel Sencor, das normalerweise alles Grüne abtötet, widerstandsfähig gemacht werden. Diese Arbeiten der Bayer-Forscher zielten eindeutig darauf ab, den umstrittenen „Doppelnullraps“, der im Verdacht steht, das Reh- und Hasensterben in der Bundesrepublik zu verursachen, gerade nicht durch andere Rapsarten zu ersetzen. Sencor, das sich, so Kunz, in seiner Wirkung nicht von dem grundwassergefährdenden Atrazin unterscheidet, soll künftig zur Schädlingsbekämpfung beim Doppelnullraps eingesetzt werden: „Nicht die Verhinderung der Grundwasservergiftung ist Ziel der Bayer-Forschung, sondern nur der Austausch der Namen der Gifte, im Trinkwasser“.

Die nordrhein-westfälischen Grünen forderten am Montag bis zur Verabschiedung eines Gentechnikgesetzes ein „Moratorium für alle Freisetzungsversuche“. Die Düsseldorfer SPD -Landesregierung müsse auf der Grundlage des Landesschutzgesetzes und des Bundesnaturschutzgesetzes umgehend gegen die geplanten Freisetzungsversuche in Köln und Monheim einschreiten. Das Max-Planck-Institut wurde aufgefordert, die Genehmigung für den vorerst ohnehin um ein Jahr verschobenen Petunienversuch zurückzugeben.