Wissenschaft und Technik: Auf den Spuren des Treibhauseffekts im Atlantik

Im Rahmen eines internationalen Forschungsprojekts (Joint Global Ocean Flux Study) durchkreuzt das westdeutsche Forschungsschiff „Meteor“ seit Ende März den Atlantik. Die Besatzung der „Meteor“ soll erkunden, wie der Kohlenstoffzyklus in den Ozeanen funktioniert. Wie und in welcher Menge Kohlendioxid, das wichtigste der Treibhausgase, von den Ozeanen aufgenommen, verarbeitet und wieder in die Atmosphäre entlassen wird, ist eines der größten Rätsel, mit dem Klimaexperten heute konfrontiert sind. Kohlendioxid löst sich rein physikalisch im Wasser der Ozeane. Wichtiger jedoch ist die Aufnahme des Gases durch mikroskopisch kleine, photosynthetisierende Algen nahe der Wasseroberfläche. Besonders zur Zeit ihrer Frühjahrsblüte, wenn sie sich stark vermehren, nehmen diese Algen große Mengen des Gases auf. Andererseits geben die Ozeane ständig Kohlendioxid in die Atmosphäre ab. Die Bilanz zwischen Aufnahme und Abgabe des Gases durch die Ozeane entscheidet, wieviel Kohlendioxid sich in der Atmosphäre anreichern und zur Erwärmung beitragen kann. Verschiebungen dieses Gleichgewichts in der Vergangenheit sind nach Ansicht der Wissenschaftler mit für globale Klimaveränderungen wie die Eiszeiten verantwortlich. Die „Meteor“ und holländische, kanadische, amerikanische und britische Forschungsschiffe werden im Verlauf dieses Frühjahrs und Sommers die Frühjahrsblüten der Algen im Atlantik von Island bis Madeira beobachten. Forschungsflugzeuge der Nasa werden gleichzeitig die Färbung der Ozeane registrieren. Die Wasserfärbung gibt Aufschluß über die Bevölkerungsdichte der Algen. Mit Sedimentfallen, die in verschiedenen Tiefen des Meeres gestellt werden, wollen die Klimaexperten untersuchen, was mit dem von den Algen assimilierten Kohlendioxid geschieht. Nach bisherigen Schätzungen gelangen nur zehn Prozent des so assimilierten Kohlendioxids in Form abgestorbener Algen in tiefere Meeresregionen, und nur ein Prozent erreicht den Meeresboden. Der Rest des Kohlendioxids wird wieder frei, wenn Algen im Wasser nahe der Oberfläche von Tieren gefressen werden oder verwesen. Ziel der „Meteor“ ist es, festzustellen, wie exakt diese Schätzungen sind. Dann läßt sich besser voraussagen, wie die Ozeane auf die Erhöhung des Kohlendioxids in der Atmosphäre reagieren und wie sich das Klima entwickeln wird.

New Scientist