„Man kann die Hochhäuser nicht abreißen“

■ Nachbesserungskonzept im Beirat Osterholz diskutiert / TeneveranerInnen wollen mitbestimmen / Senat will in den kommenden fünf Jahren für „Strukturverbesserungen“ sorgen / TeneveranerInnen wollen mehr ÖPNV

Osterholz-Tenever - für die meisten BremerInnen eine häßliche Hochhaussiedlung irgendwo am Stadtrand, für 6.000 Menschen der Ort, an dem sie den größten Teil ihrer Zeit verbringen müssen. Ungefähr 180 von ihnen waren am Dienstagabend für zweieinhalb Stunden zur Beiratssitzung in der Schule Andernacher Straße gekommen, um zu hören, was das „Nachbesserungskonzept Osterholz-Tenever“ für sie bringt und darüber zu diskutieren.

Auf einer großen Wandzeitung waren einige ihrer Wünsche zu lesen, „Dynamit kaufen, in die Luft sprengen, neu und besser wieder aufbauen“ ganz obenan. Das haben die StadtplanerInnen nicht vor. Sie versprechen, Infrastruktur und Gesicht des Viertels zu verbessern und hoffen dabei, so Bausenator Konrad Kunick zu Anfang der Versammlung, „daß möglichst viele BürgerInnen Veränderungen beraten und sich engagieren“.

Viele BesucherInnen der Beiratssitzung tun das schon lange. Zum Beispiel Joachim Barloschky (DKP), der mitgeholfen

hatte, die Diskussion um ein solches Programm anzuschieben. Am Dienstag abend erhielt er viel Beifall, als er in Anspielung auf das Behördenwort „Demonstrativbauvorhaben Tenever“ forderte: „Wir brauchen ein Demokratie-Vorhaben für Tenever. Nicht die Planer und Politiker sollen entscheiden, sondern wir selbst.“

Feste Sozialarbeiterstellen für das Jugendcafe, mehr Hort -und Kindergartenplätze, Stellen und Räume für die Schulen und Entfaltungsmöglichkeiten für Initiativen, ein Arbeits -und Weiterbildungszentrum in Tenever-Süd, um die Voraussetzungen für neue Ausbildungsplätze zu schaffen, die Öffnung von Grünflächen, die zur Zeit den Stadtteil zusätzlich isolieren: die endlose Liste der Anregungen, die die BesucherInnen vortrugen, erwiesen sich als Spiegelbild der endlosen Probleme in Tenever.

Und ein Thema bringt die TeneveranerInnen besonders in Rage: die Fahrpläne und Tarife der Bremer Staßenbahn AG. „Wir wohnen abgeschoben am Stadtrand und werden dafür auch

noch bestraft“, kommentierte einer, der schon lange in Tenever wohnt, bitter. Verlängerung der Straßenbahn und billigere Tarife für die Fahrt in die Innenstadt,

darauf will er nicht mehr lange warten. Doch die Verlängerung von Straßenbahnlinien nach ganz draußen ist eine besonders teure Angelegenheit. Und so beließ es

der zuständige Bausenator Konrad Kunick vom Podium aus bei dem Versprechen, über Schnnellbusse „nachzudenken“.

Im Nachbesserungskonzept

findet sich fast alles, was doch Beirat und BewohnerInnen forden. Ihre Befürchtung: Der Senat wird nicht genug Geld und politische Initiative investieren. Die 7,5 Mio. Mark aus dem Etat des Bausenators und aus Städtebauförderungsmitteln des Bundes reichen, darüber sind sich alle einig, bei weitem nicht aus. Senatsdirektor Hans-Christoph Hoppensack konnte denn auch über die finanzielle Unterstützung des Senats nicht nur Gutes berichten. So ist z.B. noch völlig offen, ob das Jugendcafe überhaupt eine feste Stelle bekommt.

Der Beirat begrüßte fast einstimmig das Nachbesserungskonzept schließlich, forderte den Senat aber auf, die Initiative der TeneveranerInnen zu stärken (auch durch eine feste Stelle für Stadtteilarbeit ) und in Tenever langfristig aktiv zu werden.

Fünf Jahre wird es dauern, bis die jetzt geplanten Maßnahmen verwirklicht sind. Viel Zeit für einen Stadtteil, über den ein Bewohner im Beirat sagte: „Am Anfang hatten wir noch gute Zeiten, jetzt ist es kaum auszuhalten.“

ms