Zwei Hinrichtungen in Südafrika

■ Justizministerium gibt Dringlichkeitsappell der Anwälte nach / Zwei weiße Todeskandidaten hingerichtet / Weitere Vollstreckungen für heute angesetzt / Klassenjustiz im Rassistenstaat

Pretoria/Berlin (afp/taz) - Schwarze Anti-Apartheid -Aktivisten, die wegen Mordes an einem Polizisten im Jahre 1987 am Mittwoch in Pretoria gehenkt werden sollten, haben in letzter Minute einen Aufschub ihrer Hinrichtung erreicht. Das gab das südafrikanische Justizministerium bekannt. Es handelt sich dabei um Josias Mbonani und Sibusiso Senele Masuku. Südafrikas Justizminister Kobie Coetsee hatte am späten Dienstag abend einem Dringlichkeitseinspruch von Anwälten der in Pretoria ansässigen „Anwälte für Menschenrechte“ und Angehörigen stattgegeben. Der französische Außenminister Roland Dumas hatte den südafrikanischen Botschafter in Paris am Dienstag davon in Kenntnis gesetzt, daß die Vollstreckung der Todesurteile in Frankreich eine Welle des Protests auslösen würde.

Für die beiden wegen Raubmordes verurteilten Weißen James Cohen und Anton Koen kam der nebenstehende Appell zu spät: Sie wurden am Mittwoch morgen gehenkt. Beide waren im Mai 1988 wegen Raubmordes zum Tode verurteilt worden. Seit Anfang des Jahres sind damit in Südafrika 23 Menschen hingerichtet worden. Diese blutige Bilanz könnte sich heute noch erhöhen, da sich die Chancen für Abraham Mngomezulo, Simon Mbatha und Patrick Mosomi nicht verbessert haben. Abrey Likwani, Mitglied der obigen Anwaltsgruppe, meinte gegenüber der taz: „Die legalen Mittel sind ausgeschöpft. Ihre Chancen stehen nicht gut.“

Proteste ansässiger Menschenrechtsorganisationen werden von der Regierung Botha ignoriert. Zeitgleich zum Stattgeben des Dringlichkeitsappells der Anwälte hat die südafrikanische Regierung einen Antrag abgelehnt, in dem sie aufgefordert wurde, den weißen Richter Johannes Strydom zu suspendieren, der zwei weiße Mörder auf Bewährung und zu Geldstrafen verurteilt hatte. Die beiden Farmer hatten einen schwarzen Arbeiter an einem Baum aufgehängt und zu Tode gequält, nachdem dieser zuvor versehentlich den Hund eines der beiden mit seinem Traktor überfahren hatte.

Der Antrag war von der liberalen Abgeordneten Helen Suzmann in ihrer letzten Rede im Parlament gestellt worden.

AS