Hitzefrei! Un das im Mai!

■ Gestern fiel an Bremens Schulen zum ersten mal in diesem Jahr der Unterricht aus Behördenkriterium: Innere Hitze / Schwimmunterricht findet statt

Gestern strahlte in Bremen nicht nur die Sonne. Auch einige tausend Schüler und einige hundert Lehrerinnen strahlten über beide Backen: Zum ersten Mal in diesem Jahr gab's in vielen Schulen Hitzefrei. Dabei waren es morgens um 10 erst 20 Grad im Schatten, so hat jedenfalls der Deutsche

Wetterdienst am Flughafen gemessen. Doch Hitzefrei ist schließlich nicht, wenn es draußen besonders heiß ist. Das amtliche Kriterium ist die innere Hitze.

Die entsprechende Behördenrichtlinie datiert auf den 1. Juli 1981, ein heißer Tag. Und sie re

gelgt folgendes: Die Klassen 1 bis 4 haben Hitzefrei, wenn in der vorangegangenen Schulstunde in einem durchschnittlichen Klassenraum, der nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist, eine Temperatur von mindestens 25 Grad Celsius festgestellt worden ist. Für die Messung und deren Interpretation ist der Schulleiter verantwortlich. Für die Klassen 5 bis 10 gilt Hitzefrei erst in der übernächsten Unterrichtsstunde nach Überschreiten des 25-Grad-Pegels.

Doch was wäre eine deutsche Richtlinie, wenn sie nicht noch eine Ausnahmeregelung enthielte. Die bestimmt im Falle von Hitzefrei, daß ein Fach vom Hitzefrei ausgenommen ist: Der Schwimmunterricht.

Die senatorische Richtline benachteiligt die Insassen gründerzeitlicher Schulburgen. Bis es zum Beispiel innerhalb der dicken Mauern des ehrwürdigen Gymnasiums an der Hamburger Straße über 25 Grad warm wird, muß die Sonne sich schon mächtig ins Zeug legen. Doch hier sorgt das bremische Schulsystem für ausgleichende Gerechtigkeit: Da die Klassen 5 bis 10 zwar in den kühlen Räumen der Hamburger Straße unterrichtet werden, amtlich jedoch zum Schulzentrum Schaumburger Straße rechnen, richtet sich auch ihr Hitzefrei nach den dortigen Temperaturen. Das gilt auch umgekehrt für den Fall, daß sich die Bremer Hitze tatsächlich einmal zäh durchs Gemäuer gegraben haben sollte. Selbst wenn es dann draußen längst schon wieder regnet, könnten dann die Schaumburger vom Hitzestau der Hamburger profitieren.

Ase