Vom Blut der Außerirdischen

■ Das Symposium „Kinder und Medien“ ist im Schlachthof eröffnet worden / Vorträge über kindliches Medienverhalten, Workshops, Videofilme noch bis Samstagabend

„Für geschickte Journalisten“ findet auf der Eröffnung Gerhard Schäfer, Vorsitzender des mitveranstaltenden Bremer Rundfunkausschusses, biete das Thema Stoff genug, mit „Süffisanz“ eine „Permissivität“ herzustellen, kurz, sich zu profilieren. Also lassen wir das heute.

Die Herren des Podiums sind sich einig: Mann will als Fachmann der Medienpädagogik endlich aktiv an den Ball kommen. Das Tor ist der Fernseher, Torhüter das Kind. Nun wissen alle Medienwissenschaftler, daß man mit Feststellungen wie „Das Fernsehen ist eckig“ auf der Ersatzbank landet. Heinz Hengst vom Institut für Popular und Kinderkultur der Uni Bremen, auch mitveranstaltend, kritisiert denn auch heftig die traditionelle Wirkungsforschung, die „nicht wirklich interessiert ist am Medienalltag“ der Medienkinder.

In Bremen soll's nun zur Sache und zum Kind gehen. Von der neuen Landesmedienanstalt wünscht sich Heinz Hengst eine Programmleiste im offenen Kanal nur für und von Kindern. Wo Kinder „storyboards und Kameras“ selbstbedienen können. Er lehnt die These vom Fernsehen als Hauptsündenbock ab, schließlich seien auch Normen und Werte,

Generationen und Familien im Umschwunge. Ist das Fernsehen also eine Antwort auf die Gesellschaft? Was aber sollte sie wissen wollen?

Die neuere „qualitative“ Medienforschung fragt nach und will die USA-Fixierung aufgeben. Bundesdeutsche Fernsehkinder seien besser mit europäischen zu vergleichen. In Schweden gibt es die größte „staatliche Reglementierung“ (nur zwei TV-Programme), in Italien dagegen ca. 4.000 private Radiosender und 690 Fernsehstationen.

Der erste Vortrag kommt von der Schwedin Cecilia von Feilitzen, eine der interessantesten Medienwissenschaftlerinnen. Von ihr stammt die einzige Langzeitstudie über das alltägliche Fernsehverhalten von Kindern. Ihre drei Thesen:

1. Kinder entwickeln Fernseh-und sprachliche Literalität („das Gerede vom Aussterben der Leser (ist) ein Mythos“). 2. Das Medium ist nicht die Message (sondern ein Mittel zum Zweck). 3. Es geht nicht um Aktivität oder Passivität - auf das Individuum und die soziale Struktur kommt es an.

Damit die Wirklichkeit nicht zu kurz kommt, sind im Schlachthofturm Workshops angesiedelt:

„Computer und Musik“ und Trickfilm ohne Kamera“. Verlegen stehen an diesem frühen Mittag zwei-fünf Interessierte um die Leiter herum. Eine ältere Dame vergleicht Yehudi Menuhin mit dem Musikcomputer und seinen 128 Klanginstrumenten und erschrickt, als die Synthi-Geige wie

eine Schiffssirene klingt. Die „Spielhausfrau“ auf Ebene drei bemalt 16mm-Zelluloid. Sie ist mit dem Medienkind auf du und du:„Weißt du, was für'n Blut Außerirdische haben?“ war die letzte einschlägige Frage, an die sich erinnert. Claudia Kohlhas