CDU sucht SPD-Drahtzieher

■ SPD-Mitarbeiter legte Geständnis ab / Damit ist CDU-Fraktions-Vize Günter Klein vom Vorwurf befreit, St.-Jürgen-Akten verschlampt zu haben

Auf Suche nach „Hintermännern und Drahtziehern“ krimineller Machenschaften will Bremens CDU jetzt bei der Polit -Konkurrenz von der SPD gehen. Völlig unglaubhaft ist für CDU-Fraktions-Vize Peter Kudella nämlich, daß ein einzelner SPD-Mitarbeiter „ohne Rückendeckung politisch Verantwortlicher“ im Alleingang einen kriminellen Coup startet, um den CDU-Abgeordneten Günter Klein politisch unmöglich zu machen.

Hintergrund der CDU-Fahndungsaktivitäten: Der dreißigjährige SPD-Fraktionsmitarbeiter Michael Tillmann hat gegenüber der Staatsanwaltschaft und seinem Arbeitgeber, SPD -Fraktionschef Dittbrenner, gestan

den, geheime Akten aus dem St.-Jürgen-Ausschuß in einem Karton vor einem Müllcontainer deponiert zu haben. Aufschrift des Kartons, der am 10. Mai von drei Findern in der Szene-Kneipe Ambiente einem Buten & Binnen-Redakteur übergegeben worden war: „Günter Klein, CDU“.

Durch das Geständnis des SPD-Fraktionsmitarbeiters ist Klein jetzt in vollem Umfang rehabilitiert. Direkt nach Tillmanns Geständnis im SPD-Fraktionsbüro, bei dem auch ein Vertreter der Staatsanwaltschaft anwesend war, hat Claus Dittbrenner sich im Namen der Fraktion bei Klein entschuldigt. Tillmann, den eine persönliche Unterlage in dem angeblichen „Klein-Karton“ verra

ten hatte, ist mit wurde mit sofortiger Wirkung von seinen Fraktionsdiensten suspendiert. Arbeitsrechtliche Schritte zu seiner Entlassung sind eingeleitet.

Darüberhinaus muß Tillmann mit einem Verfahren wegen Diebstahls und Verstoßes gegen Datenschutzbestimmungen rechnen. Günter Klein will Tillmann darüberhinaus wegen Verleumdung verklagen.

Im Zusammenhang der Ermittlungen soll auch geprüft werden, ob Tillmann den Akten-Coup tatsächlich allein geplant und durchgeführt hat. Indizien für weitere Mittäter liegen nach Angaben des ermittelnden Staatsanwalts Volker Dützschold, der neben Tillmann inzwischen auch einen Bu

ten & Binnen-Redakteur und Bedienungspersonal im Ambiente vernommen hat, bislang jedoch nicht vor. Auch in seinem Geständnis hatte Tillmann den Coup, mit dem er Klein angeblich einen Denkzettel für dessen unfairen Verhandlungs -und Vernehmungsstil im St.-Jürgen-Ausschuß verpassen wollte, allein auf seine Kappe genommen.

Wie Kudella hat auch dessen Kollege Klein allerdings einige Zweifel an dieser Version. Klein, der die Entschuldigung Dittbrenners spontan akzeptiert hatte, gestern: „Völlig unabhängig davon gibt es eine Fülle offener Fragen zu klären. Mit meiner Anzeige will ich auch zu ihrer lückenlosen Aufklärung beitragen.“

K.S.