Nordsee-Sanierung billiger als Raketen

■ betr.: Thema Nordseetribunal (vgl. taz 22.5.89)

Kommen solche symbolischen Anklageformen gegen Chemiekonzerne, Behörden, politische Entscheidungsgremien und letztlich gegen uns alle - so notwendig sie sind - nicht eigentlich schon viel zu spät? Es ist zu befürchten, daß kaum jemand die Urteile ernst nehmen und für verpflichtend halten wird. Während die Nordsee weiter stirbt, findet so gut wie keine Umweltpolitik statt. Das demonstrative Fernbleiben der Hauptangeklagten mag als beredtes Indiz für deren Ignoranz angesehen werden.

Dennoch und gerade deswegen müssen solche Tribunale stattfinden, weil niemand aus der Verantwortung entlassen werden darf. Der Bremer Senat könnte sein Scherflein zu eben dieser Verantwortlichkeit beitragen, indem er für seine Institutionen nur noch „schadstoffarme“ Reinigungs-, Desinfektions- und Pflegemittel anschafft. Die Sorge um die Rettung des Ökosystems Nordsee - und der gesamten Umwelt und des Lebens - sollte aber nicht nur hierzulande, sondern überregional und blockübergreifend zum Gesamtanliegen aller europäischen Staaten werden.

Das Umlenken der bisher für Rüstung verschleuderten Steuergelder wäre ein richtiger Schritt dorthin. Ein Sofortprogramm zur Erhaltung der Nordsee würde mit etwa 15 Milliarden Mark weniger kosten als die geplante atomare und konventionelle „Modernisierung“ der Streitkräfte. Es wird höchste Zeit, daß endlich etwas geschieht!

Wieland von Hodenberg, Bremen, (DFU).

Anm. d. Red. zur Lesebriefspalte vom Samstag: Olaf Kruschke legt Wert auf die Feststellung, daß die Überschrift zu seinem Leserbrief „Selbsthinrichtung in Oslebs“ (taz 27.5.) nicht von ihm stammt.

U-Satz:!!!!