Fly-over Bremen Nord

■ Mammut-Brücke über das Ihletal soll den Weg zwischen Bremen und Bremen-Nord kürzer machen

Bremer Berufspendler kennen das Problem. Jeden Morgen zwischen 6.30 und 8.00 Uhr das gleiche Bild am Verteilerkreis Bremen-Nord: Lange Autoschlangen stauen sich auf der B74, um über den Kreisel auf die Autobahn 27 Richtung Bremen zu kommen. „So geht's nicht weiter“, glauben jedenfalls Bremen-Norder Kommunalpolitiker, unter ihnen z.B. der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Helmut Pflugradt. Schließlich: Auch für Pflugradt führen alle Wege in Bürgerschaft und Bremer CDU-Haus über den Verteilerkreis.

Mit einem Griff in die Mottenkiste der Verkehrsplaner wollen die Bremen Norder Politiker, darunter auch Vegesacker und Blumenthaler Sozialdemokraten, das Problem jetzt endlich lösen. Seit Ende der 60er Jahre gibt es Pläne für eine „kreuzungsfreie Anbindung“ der B74 an die A27, kühn „Fly -over“ genannt. Eine Riesenbrücke quer über das Ihle

tal soll Autofahrer Richtung Bremer Innenstadt und wieder retour bringen. Kosten: Rund 25 bis 30 Millionen.

Eigentlich sollte der Fly-over schon bei der Fertigstellung der B74 Ende der 70er jahre gebaut werden. Damals scheiterte das Mammutprojekt - nicht zuletzt am Protest der AnwohnerInnen im Bremer Ortsteil Altburgdamm und ihren niedersächsischen Nachbarn in Ihlpohl. Sie protestierten heftig gegen den autobefrachteten Betonklotz vor ihrer Haustür. Damals wurde eine Schonfrist bis 1981 vereinbart.

Inzwischen allerdings hat sich der Verteilerkreis zum verkehrsreichsten Knotenpunkt Bremens gemausert, in den täglich 72.000 Autos rein- und wieder rausfahren. Während 1980 täglich noch 17.900 Autos über den Kreisel von der B74 auf die A27 und umgekehrt fuhren, waren es 1988 bereits 29.000. Schon 1981 krachte es 60 mal, 1988 stieg die Zahl der

Unfälle auf 174.

Neben dem erhöhten Verkehrsaufkommen und den gestiegenen Unfallzahlen argumentieren die Befürworter des Fly-overs auch mit einer überfälligen Verbesserung der wirtschaflichen Anbindung Bremen-Nords. Außerdem müsse der Verkehr aus den Wohngebieten heraus. Der Bremen-Norder Genosse und Ex -Senator Bernd Meyer: „Dafür gibt es schließlich die B74.“

Gute Argumente glauben allerdings auch die Gegner des Projekts zu haben. Sie fürchten vor allem die weitere Zerstörung des Ihletals, das - trotz B74 und Autobahn immer noch vielen Anwohnern als Naherholugsgebiet dient. Außerdem rechnen sie mit mehr Lärm und Abgasen vor ihrer Haustür. Die Grünen z.B. wollen den Fly-over deshalb grundsätzlich verhindern und die vorgesehenen Millionen lieber in ein leistungsfähiges S-Bahn-Netz für Bremen Nord investieren. Auch

Burgdamms Sozialdemokraten wollen versuchen, das Problem mit Ampeln oder veränderten Vorfahrtsregelungen im Kreisel in den Griff zu bekommen. Notfalls, so die Burgdammer Genossen, müsse man den Kreisel untertunneln, um das Ihletal zu erhalten.

Mindestens bis November wird der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern des Fly-overs noch weitergehen. Dann sollen die offiziellen Zahlen einer Verkehrszählung vorliegen, die die Grundlage für weitere Entscheidungen liefern soll.

Einen Vorgeschmack auf die dann fällige Kontroverse könnte allerdings schon eine Einwohnerversammlung zum Fly-over am kommenden Donnerstag liefern. Auf Einladung der SPD -Ortsvereine Burgdamm und Ritterhude findet sie statt

am 1. Juni in der Schule Landskronastraße, 19.00 Uhr.

Ulf Buschmann