Gefährlich-betr.: "Tschernobyl und die Mär von der dressierten Strahlung", taz vom 19.5.89

betr.: „Tschernobyl und die Mär von der dressierten Strahlung“, taz vom 19.5.89

„Zum Verständnis der Wirkung künstlicher Radioaktivität trägt der Streit um die Bremer Daten nicht bei.“ “...der Beweis ihrer prinzipiellen Gefährlichkeit ist längst erbracht.“ (...) Christoph Zink hat wohl übersehen, daß die Klarheit und das Wissen über die Gefahren der Atomenergie gerade auch durch eine Vielzahl von Untersuchungen und Studien unabhängiger und kritischer WissenschaftlerInnen entstanden ist. All diese Arbeiten tragen bis heute dazu bei, daß wir von einer prinzipiellen Gefährlichkeit der AKWs sprechen können.

Besonders im Bereich der Wirkung radioaktiver Niedrigstrahlung auf den menschlichen Organismus verfolgen Atomindustrie und PolitikerInnen eine Strategie der Verharmlosung und Verwirrung der Bevölkerung, was sich besonders deutlich in den Wochen und Monaten nach der Katastrophe von Tschernobyl gezeigt hat. Gleichzeitig ist dieser Bereich auch unter den kritischen WissenschaftlerInnen derjenige, der besonders schwer zu fassen und zu beurteilen ist. Aus diesem Grund ist jede Untersuchung in diese Richtung positiv zu bewerten.

Die Erkenntnis, daß jegliche radioaktive Strahlung, sei sie noch so gering, gefährlich für den menschlichen Organismus ist, darf doch nicht als Begründung gegen solche Studien herhalten. Es gehört schon eine Portion Böswilligkeit dazu, hier einen Widerspruch zu konstruieren.

Überhaupt zeichnet sich der gesamte Artikel von Christoph Zink nicht gerade durch konstruktive, geschweige denn solidarische Kritik aus. Er geht so weit, daß er den VerfasserInnen der Studie vorwirft, sie würden die theoretische Unschädlichkeit der Radioaktivität vertreten. Zur Begründung dieser an den Haaren herbeigezogenen These dient dann ein aus dem Zusammenhang gerissener Satz aus dem Vorentwurf der Studie, der zugegeben etwas verunglückt formuliert wurde. Doch was soll dieser Aufwand, wozu dient diese Abgrenzungsmanie des Christoph Zink denn eigentlich, wo er doch den ihm auf so mysteriöse Weise eingefleuchten Beweis schon in der Tasche trägt?

Die Erhöhung der Säuglingssterblichkeit infolge der Katastrophe von Tschernobyl sollte uns ein weiterer Ansporn sein, für die sofortige Stillegung aller AKWs einzutreten und das ohne irgendwelche intellektuellen Hirnverrenkungen. Zu diesem Verständnis trägt der Artikel des Christoph Zink allerdings nicht bei.

Günther Lüning, Bremen