Ein Fleck ist ein Fleck

■ Alaska kämpft mit Marilyn Monroe gegen rückläufige TouristInnenzahlen

Berlin (taz) - Es ist immer wieder erstaunlich, was in den Hirnen von PR-Strategen kreist und kreist, bis es als Werbespot geboren wird. Jüngstes Beispiel: eine von Exxon (Esso) mit vier Millionen Dollar finanzierte Fernseh- und Zeitungskampagne des Staates Alaska, um sinkender TouristInnenzahlen in Alaska Herr zu werden.

Der Tourismus, weltweit expandierende Industrie, ist auch im nördlichsten US-Bundesstaat neben der Öl- und Fischindustrie drittwichtigste Einnahmequelle. 750.000 TouristInnen lassen jedes Jahr eine Milliarde Dollar springen, um „mother nature“ zu erfahren. Nachdem Bilder der Ölkatastrophe aber lange durch die Medien gingen, sind die Buchungszahlen rückläufig und kommt es zu Stornierungen. Zahlen nennen die Veranstalter wohlwissend nicht.

Die Anzeige nun präsentiert Marilyn Monroe. Aber warum? Was, so fragt frau sich, hat die Monroe mit Alaska zu tun, ja gemeinsam? Die Antwort: Sie verkörpern Bilder. Sie jenes der erotischen Traumfrau, Alaska das der wilden, unberührten Natur. Und: Beide haben einen Flecken. Die Monroe einen „Schönheitsflecken“ auf der Backe, Alaska seit zwei Monaten den „Ölflecken“ am Prinz-William-Sund.

Zu sehen ist die Monroe aber ohne ihren Schönheitsfleck. „Nur wenn Sie lange und intensiv auf das Bild schauen, werden Sie überhaupt merken, daß der Schönheitsfleck fehlt. Aber auch ohne dieses markante Zeichen hat sich an der Schönheit der Monroe nichts geändert“, lautet der Werbetext. Der „Schandfleck“ Alaskas wird auch kurzerhand weggewischt. „Das gleiche gilt für Alaska. Der Tankerunfall hat vielleicht kurzfristig einen kleinen Teil des Bildes verändert, aber die Dinge, die Sie nach Alaska ziehen, sind so schön wie immer“, so die Anzeige weiter.

Der Gouverneur des Staates, Steve Cowper, wird diese Message bei Auftritten in Seattle, New York, Phoenix und Chicago verbreiten. Mythos bleibt eben Mythos und Fleck ist Fleck.

Andrea Seibel