Kranker Kurde starb im Taxi

Trotz Krankheit mußte Kurde im Transitraum des Flughafens drei Tage ausharren / Herzversagen auf dem Weg in die Klinik / Staatsanwaltschaft ermittelt wegen unterlassener Hilfeleistung  ■  Aus Frankfurt Heide Platen

Über 20 kurdische Männer, Frauen und Kinder sind seit gestern in den Räumen der Fraktion der Grünen im Frankfurter Römer zu einem Sitzstreik zusammengekommen. Sie trauern um den kurdischen Freiheitskämpfer Ali Kohne-Pushi. Der Mann starb am 19.Mai im Alter von 39 Jahren in einem Taxi auf dem Weg vom Asylbewerberlager Erlensee bei Hanau ins Krankenhaus an Herzversagen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen unterlassener Hilfeleistung.

Kohne-Pushi war am 15.Mai gegen Mittag mit einer Gruppe von 16 KurdInnen auf dem Rhein-Main-Flughafen angekommen. Er wurde bereits erwartet. Eine Sprecherin der Kurden wies den Bundesgrenzschutz darauf hin, daß die Gruppe vorwiegend aus durch Krieg und Bombardierung verletzten, kranken Menschen bestand. Sie bat, deren ärztliche Versorgung und schnelle Weiterleitung in ein Auffanglager sicherzustellen. Dennoch wurden die Menschen, so berichteten Betroffene, fast drei Tage lang mit fast 200 anderen AsylbewerberInnen in einem für 90 Personen eingerichteten Raum ohne Klimaanlage im Transitbereich festgehalten. Kohne-Pushi hatte dort schon über Herzbeschwerden geklagt. Am Mittag des 18.Mai wurde er nach Erlensee abtransportiert. Freunde erreichten, daß ihn am Morgen des 19.Mai ein Taxi zur Klinik brachte. Er starb unterwegs. Das kurdische Koordinationskomitee des Sitzstreiks fordert dringend die Verbesserung der Unterbringung im Transitbereich, kürzeren Aufenthalt am Flughafen und ständige ärztliche Versorgung von AsylbewerberInnen.

Ali Kohne-Pushi war Lehrer in der Stadt Mariwan. Er organisierte vor allem in den Jahren 1977/78 den Kampf gegen das Schah-Regime. Nach 1979 wandte er sich gegen die Angriffe der Islamischen Republik gegen die Kurden. Sein Bruder wurde 1979 als Regimegegner ermordet.