Veba: Nein zur WAA bedeutet nicht Ausstieg

Veba-Vorstand Bennningsen-Foerder setzt auf europäischen Stromverbund / Französischer Atomstrom für den Grundlastbereich / Veba verhandelt über Wiederaufarbeitung auch mit den Betreibern von Sellafield  ■  Aus Düsseldorf J.Nitschmann

Das Ende für die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf ist nach Auffassung von Veba-Vorstandschef Rudolf von Bennigsen-Foerder „kein Einstieg zum Kernenergieausstieg“ in der Bundesrepublik, sondern vielmehr „die Chance für einen vernünftigen und praktikablen Energiekonsens aus Kohle und Kernenergie“.

Bennigsen-Foerder erklärte am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens in Düsseldorf, zwischen der Veba und der Bundesregierung bestehe inzwischen Einigkeit darüber, daß die Wiederaufarbeitung von abgebrannten Kernbrennstäben aus bundesdeutschen Atomkraftwerken vor allem wegen des deutlichen Kostenvorteils in „europäischer Kooperation“ erfolgen solle. Neben dem französischen Staatsunternehmen Cogema hätten inzwischen auch die britische Betreiberin BNFL von Sellafield für die Wiederaufarbeitung deutscher Kernbrennstäbe ein Angebot unterbreitet. Dieses soll um 15 Prozent günstiger sein als das französische.

Der Veba-Vorstandschef sagte, daß sein Unternehmen derzeit mit Engländern wie Franzosen verhandele. Zugleich gab er jedoch deutlich zu erkennen, daß er eine Kooperation mit Cogema favorisiert. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die mit der Veba „in Aussicht gestellte Rolle des Miteigentümers der Cogema-UP-3-Anlage in La Hague“. Bennigsen-Foerder signalisierte die Bereitschaft seines Konzerns, auch andere bundesdeutsche Energieunternehmen an der Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague zu beteiligen, die mit einer Kapazität von 400 Jahrestonnen nahezu die gesamte Entsorgung der bundesdeutschen Atomkraftwerke gewährleisten könne: „Wir verstehen uns hier als Treuhänder der Branche und gehen davon aus, daß alle Kernkraftwerksbetreiber gleich behandelt werden“, sagte der Veba-Chef.

Bennigsen-Foerder berichtete über konkrete Überlegungen in einer deutsch-französischen Arbeitsgruppe von Energieunternehmen, künftig für die Grundlast der bundesdeutschen Stromversorgung französischen Atomstrom zu beziehen und im Gegenzug für die Mittel- und Spitzenlast der französischen Eenergieversorgung bundesdeutsche Steinkohle zu verwenden. Erst aufgrund entsprechender französischer Signale zur Sicherung der deutschen Steinkohle soll die Bundesregierung in den letzten Tagen endgültig von Wackersdorf abgerückt sein.

Nach den Worten des Veba-Vorstandschefs wäre „auf Dauer ein Abwehrkampf gegen den Frankreichstrom ahistorisch“ und verbaue gerade angesichts des EG-Binnenmarkts Chancen „der internationalen Arbeitsteilung“ auf dem Energiesektor. Voraussetzung sei allerdings, daß in einer europäischen Paketlösung die Existenz der deutschen Steinkohle abgesichert sein müsse. An die Adressen von SPD und Grünen drohte Bennigsen-Foerder: „Wenn nach der Herausnahme des Reizwortes Wackersdorf jetzt einige immer noch glauben einzelne sogar erst recht -, die Beendigung der Kernenergienutzung binnen zehn Jahren fordern zu müssen, so wird diese Zehnjahresfrist auch für die deutsche Steinkohle zu laufen beginnen.“

Nach der Bildung des rot-grünen Regierungsbündnisses in Berlin sieht der Veba-Vorstandschef den geplanten Stromverbund zwischen der PreussenElektra und der DDR gefährdet: „Es steht zu befürchten, daß hier Stolpersteine in den Weg gelegt werden.“ Deshalb werde diese Kooperation wohl auf unbestimmte Zeit verschoben werden müssen. Die Stromlieferungen von PreussenElektra in die DDR seien davon jedoch unberührt. Die Alternative Liste hat den Stromverbund wegen der Kernenergienutzung in der DDR bisher entschieden abgelehnt.