Sowjets begrüßen Bush-Vorschlag

Als Schritt vorwärts hat das Mitglied des sowjetischen Generalstabs Oberst Jemeljanow die Vorschläge von US -Präsident Bush zum Abzug von 20 Prozent der amerikanischen Truppen aus Europa bezeichnet. Jemeljanow äußerte sich in Bonn während eines Treffens hochrangiger sowjetischer Wissenschaftler und Militärs mit den Grünen. Bushs Vorschlag sei nicht weitgehend genug, doch sei zu begrüßen, daß erstmals auch die Zahl der Kampfflugzeuge in die Reduzierung einbezogen werden solle, sagte Jemeljanow. Er wertete den Vorschlag als Antwort auf das von Parteichef Gorbatschow im Frühjahr gemachte Angebot einer einseitigen Truppenreduzierung um 500.000 Mann, von denen 250.000 in Osteuropa stationiert sind. Im Rahmen des mehrtägigen Treffens hat Gorbatschows Berater Sagladin außerdem weitere sowjetische Abrüstungsinitiativen angekündigt. Der Nato werde „noch schlecht werden, was noch an einseitigen Angeboten kommen wird“, äußerte Sagladin mit ironischen Bezug auf die bisherigen Schwierigkeiten des westlichen Bündnisses mit Gorbatschows Offensive. Die Besucher äußerten außerdem, daß Gorbatschow bei seinem Bonnbesuch am 13.Juni „nicht mit leeren Händen“ kommen werde.

Zum Wochenbeginn diskutierten die Grünen mit den sowjetischen Vertretern Fragen der Abrüstungspolitik und der Rüstungskonversion. Der stellvertretende Direktor des Europainstituts der Akademie der Wissenschaften, Schenajew, teilte mit, daß in der UdSSR bereits vier Betriebe wegen der Verschrottung der Mittelstreckenraketen auf zivile Produkte umgestellt würden. Der Wille zur Abrüstung müsse vorhanden sein, um eine Konversion von Rüstungsbetrieben für gesellschaftlich nützliche Produkte sinnvoll zu machen, betonte die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Vennegerts. In der Bundesrepublik „läuft gar nichts“ auf staatlicher Seite, kritisierte die Abgeordnete und forderte die Bereitstellung öffentlicher Mittel für die Konversionsforschung. Den Zusammenhang zwischen Abrüstung und Ökologie betonte Dr.Vogeler vom Institut für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der KPdSU. Ökologie und Frieden gehörten untrennbar zusammen, darin sei sich die Sowjetunion mit den Grünen einig. Vogeler kündigte an, daß die Zusammenarbeit mit den Grünen - ähnlich wie mit der SPD über die Friedrich -Ebert-Stiftung - intensiviert werde.

Gerd Nowakowski