BESUCH IM ZOO

■ Offkino-Filmreihe: „Exoten des deutschen Films“

Wer vor einem Jahr behauptet hätte, daß Jörg Buttgereits Leichenfick „Nekromantik“ einmal in einer vom Kultursenat abgesegneten, anläßlich der Bundesfilmpreisverleihung veranstalteten Filmreihe zu sehen sein würde, wäre garantiert mit einem dummen Spruch abserviert worden. Aber das zähe Ringen und Rangeln um das Wohlergehen des allerliebsten Kübelkindes hiesiger Kultur, des deutschen Films, schlägt bekanntlich manchmal die seltsamsten Blüten, diesmal „Die Exoten des Deutschen Films“ genannt und organisiert vom „Verein unabhängiger Kinos in Berlin“ (VUK).

Warum die in diesem Programm zusammengewürfelten Filme das Etikett „Exot“ aufgedrückt gekriegt haben, lassen die veranstaltenden Kinos offen, eine orientierende Programmatik wird durch ein Entwicklungshilfesyndrom ersetzt, weil “... es nicht die Tragödie des deutschen Films ist, daß es keine guten Filme gibt, sondern daß die guten nicht groß rauskommen, also Lothar Lambert gegen Otto keine Chance hat.“ (Programmheft) Ob diese Konfrontation stimmt - quasi deutsche Exoten contra deutsche Idioten - muß bezweifelt werden, denn die Praxis der Off-Kinobewegung zeigt eher die „Tragödie“ auf, daß in der Regel ein Lothar Lambert gegen einen Wim Wenders keine Chance hat, weil die simple Trennung von Kommerz und Kultur auch im Off-Kinobereich längst nicht mehr existiert.

„Daß das Bundesfilmpreisbuffet etwas kleiner wurde“, um die Möglichkeit zu bieten, einiges an Versäumtem und auf der Leinwand rarem Zelluloid nachzuholen, ist trotz aller auch berechtigter Kritik an diesem Programm, von der Filmauswahl her bis hin zur Präsentation, aufs Schärfste zu begrüßen. Eigentliche Entdeckungen wie zum Beispiel Werner Herzogs „Maßnahmen gegen Fanatiker“, der im Kurzfilmprogramm mit dem besonders dämlichen Motto „Frühe Werke später Meister“ zu sehen ist, sind leider die Ausnahme; die Mischung ist bunt, aber nicht prall: Westernaction (Roland Klicks „Deadlock“), Dokumentationen (Oliver Herbrichs herausstechender Film über den bayrischen Ausbrecherkönig Theo Berger, „Der Al Capone von Donaumoos“), Trash (Kurt Raabs „Die Insel der blutigen Plantagen“) und politisches Engagement (Josef Bierbichlers „Triumph der Gerechten“) sind da ebenso zu finden wie Achternbuschs eigenbrödlerische „Blaue Blumen“ oder Lothar Lamberts schnöde Alltagsbeschreibung „Tiergarten“.

DOA

„Die Exoten des deutschen Films“ im Graffiti, Klick, Sputnik II, Ufo-Kino und Xenon vom 1.-7. Juni. Fünfer-Karte 30 Mark, in allen genannten Kinos zu erwerben.