Auf Normalisierungskurs

■ Zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare in San Francisco und anderswo

Weltweit als erstes Land beschloß das dänische Parlament letzte Woche das „Gesetz über registrierte Partnerschaft“ und stellte damit homosexuelle Paare den heterosexuellen gleich, ein bißchen zumindest und auf dem Papier. Als erste US-Metropole folgte diese Woche San Francisco mit der Ankündigung, jenen homosexuellen Paaren ein Dokument auszustellen, die eine rechtliche Gleichstellung zu den trauscheinversiegelten Ehepaaren suchen.

Andere Länder werden diesen Beispielen folgen: Die Grünen in der BRD werden ihr Programm für außereheliche Lebensformen aus der Schublade ziehen, wenn es an der Zeit ist. Und die DDR, derzeit auf Integrationskurs von oben für Homosexuelle, wird sicherlich auch Entwürfe zur sozialistischen Paarbildung der gleichgeschlechtlichen Art vorlegen.

Daß ein jeder einen jeden heiraten kann - wenn's denn sein muß -, einer den anderen beerben und beide steuer- und vermögensrechtlich miteinander vergünstigt sein können, sollte selbstverständlich sein, Etappensiege sind diese Rumpfregelungen auf keinen Fall. In Zeiten der Aidsprophylaxe sind diese Bemühungen vor allem der Versuch, neben dem Kondom die institutionalisierte Treue als sicheren Schutz schmackhaft zu machen. Aber an der derweil sehr viel subtileren und differenzierteren Diskriminierung lesbischer und schwuler Menschen in den aufgeklärten Nationen wird sich dadurch kaum etwas ändern.

Das internationale Heterosexualisierungsprogramm versucht lediglich, auf der Ebene formaler (Annäherungs -)Gleichstellung das Fremde einzufangen und das Wilde, weil Widernatürliche, zu zivilisieren. Das freudige Entgegenkommen von homosexueller Seite für solcherart zweifelhaften Fortschritt ist nichts weiter als der Ausverkauf des einstmals bestimmenden - nicht originär nur homosexuellen - Emanzipationsgedankens, selbstbestimmt für gemäße Lebensformen zu kämpfen.

Elmar Kraushaar