Performance für Schiffsregister

■ Tor Tor Tunneltorpedo

Gustav Gisiger lebt gefährlich. Seit Montag steht er im Durchzug des Fußgängertunnels zwischen Osterdeich und Altmannshöhe, übermalt und beschriftet Kachelwände und ist allen Mofas und Radfahrern im Weg. Fußgänger sehen zu, daß sie fortkommen. Ein Ort also, dessen Zweck es ist, verlassen zu werden.

Hier das Foto „TOR TORpedo“

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Nun soll man an zwei Abenden schauen und stehenbleiben. „Tor Tor Torpedo“ heißt eine Performance, die Peter Abromeit, Pago Balke, Gustav Gisiger und Andrea Herbst in diesem abwaschbaren Durchgang inszenieren: Bremer Geschichte als eine Geschichte der AG-Weser von 1843 bis heute. Entlang der uringelben Kachelkurve zieht sich eine rote Linie - der Wasserstand - flankiert von den Kriegs - und Handelsschiffnamen aus dem Schiffsregister. Sie heißen „Roland“ (1883), „Prinz Sigismund“ (1903) oder „Victoria“ (1913). Eine große Lücke für 1929, wo tausende von Arbeitern entlassen wurden.Die Flotte aus dem Zweiten Weltkrieg schafft die Wand nicht mehr. Ab 1953 heißen die Kacheln „Untertürkheim“, „Ingelheim“, „Rüdesheim“ und mit Vornamen ESSO. Die Zeit der Superöltanker ist angebrochen. Und heute? „Schwamm drüber“ ist das letzte Wort. Die Schiffsnamen, sagt Peter Abromeit, drücken symbolisch Geschichte aus Bullaugenperspektive. Er ist einer der beiden Hauptdarsteller, die die beiden konkurrierenden Werften AG -Weser und Blohm&Voss verkörpern werden in Form von duellierenden Monologen. Die Scheinwerfer von zwei Mercedessen werden die Performance anstrahlen. Die ersten Zuschauer sind unfreiwillig und empört: „Wir haben Bremen aufgebaut, ihr macht es wieder kaputt.“ Runter kommt's immer. Das Amt für Straßen-und Brückenbau hat der Wand für Sonntag den Schwamm angesagt. Claudia Kohlhas

Am Fr u. Sa um 21 Uhr