„US-Profis zu überlegen“

■ Ein Trainer-As über den Basketball-Sport

Gleichzeitig zum Basketball-Supercup, bei dem die bundesdeutsche Mannschaft hinter Jugoslawien, Italien und Europameister Griechenland den 4. Platz belegte, lief vergangene Woche eine „Coaching Clinic“, ein Fortbildungslehrgang für Trainer. Den 200 Teilnehmern referierte auch ein absoluter Star des US-College Basketball: Jerry Tarkanian. „Tark the shark“ steht seit 27 Jahren an der Seitenlinie amerikanischer Universitätsmannschaften, seit 15 Jahren ist er Head-Coach der „University of Nevada - Las Vegas“. Von insgesamt 845 Partien, die er coachte, wurden 713 gewonnen. Theo Breiding sprach mit ihm.

taz: Mister Tarkanian, wo lagen die Schwerpunkte dieser Coaching-Clinic?

Jerry Tarkanian: Wir haben ganz vorne angefangen. Am ersten Tag die Offensive, am zweiten die Defensive und am dritten, wie man vom einen zum anderen wechselt. Zum Abschluß haben wir uns ein paar Gedanken über die Philosophie dieses Spiels gemacht.

Waren Ihre Schüler gut vorbereitet?

Sie waren sehr interessiert, eine gute Gruppe von Trainern.

Haben Sie irgendwelche Schwächen entdeckt?

Dazu bestand überhaupt nicht die Möglichkeit. Wir haben geredet, sie haben nur zugehört. Ich habe sie ja auch nie beim Taining oder an der Seitenlinie gesehen.

Eines Ihrer Themen war: Trends in den USA. Gibt es da neue Entwicklungen?

Durch den Dreipunktewurf (aus der Distanz, d.Red.) hat sich im Basketball einiges geändert. Das Spiel hat sich weiter auseinandergezogen, eine Entwicklung, die natürlich nach einer anderen Art der Verteidigung verlangt. Früher haben alle versucht, möglichst den Ball nach innen unter den Korb zu passen. Durch den Dreipunktewurf ist es ein offeneres Spiel, was einen Trend von der Raumdeckung zur Manndeckung nach sich zieht.

Sie habe einige europäische Nationalmannschaften hier in Dortmund spielen sehen. Wo läßt sich das Niveau dieser Spiele im amerikanischen Spektrum einordnen, eher bei den Universitätsteams oder eher bei den Profis?

Die Teams hier lassen sich sehr gut mit den besten College -Mannschaften bei uns vergleichen.

Sind Ihnen Mängel aufgefallen?

Nein, es waren alles sehr gut gecoachte Teams.

Ehrlich?

Ehrlich.

Bei den nächsten Olympischen Spielen werden die US-Profis spielberechtigt sein. Glauben Sie, daß die Profi-Vereinigung NBA ihren Spielern die Teilnahme erlauben wird?

Das glaube ich schon, ich bezweifle aber, daß sehr viele Spieler davon Gebrauch machen werden. Alle NBA-Spieler sind ja gut zehn Monate im Jahr in ihren Clubs mit Basketball beschäftigt, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie die Sommerpause ebenfalls noch damit verbringen wollen.

Sollte es doch dazu kommen, würden die anderen Nationen davon profitieren, oder wäre das nur ein Weg, die Goldmedaille für alle Zeiten in die USA zu holen?

Es wäre sehr schlecht für die Olympischen Spiele, wenn die NBA-Spieler dort wirklich einmal spielten. Sie wären zu überlegen.

Das US-Team, das hier beim Super-Cup antrat, war ja mit vier Spielen und vier Niederlagen nicht besonders stark.

Es war eine Katastrophe, sie haben furchtbar gespielt. Mit Sicherheit keine gelungene Präsentation des US-Basketball.

Wer hat Ihnen eigentlich den Namen „Tark the shark“ gegeben?

Das ist lange her. Es war John Hall, ein Sportjournalist in L.A.

Mögen Sie den Namen?

Er hat mich nie groß gestört.