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Vorspann: "Die Herrscher von Bukarest haben den Verstand verloren"

Als 1965 der Leader der Kommunistischen Partei Rumäniens, Gheorghe Gheorghiu-Dej, starb, übernahm ein Mann die Funktion des Ersten Sekretärs der Partei, dessen Namen außer einigen Eingeweihten kaum jemandem bekannt war: Nicolae Ceausescu. Dieses anfangs unscheinbare Männchen verstand es, sich immer wieder - oft spektakulär - ins Gespräch zu bringen. Er nahm die Macht an sich und verteilte sie: an seine Familienmitglieder. Ehefrau, Kinder, Geschwister, Schwägerinnen und Schwager - ein buntes Familientreiben in den Schlüsselpositionen des Machtapparats. Nicht Kompetenz war und ist gefragt, sondern Blutverwandtschaft. Und wo die Verwandtschaft aufhört, beginnt die Hörigkeit, der Terror, die Gewalt. Das Volk wird geknechtet, muß frieren und hungern, der Personenkult schlägt die absurdesten Blüten. Er ist ein „roter Monarch“ geworden. Anlässe zu einer solchen Bezeichnung hat der Diktator selbst genügend geliefert, angefangen von Schleife und Zepter, über Bilder, auf denen er sich wie ein König darstellen läßt. Und als Monarch ist er auch ausstaffiert: seine Ferienhäuser und Paläste sollen seiner würdig sein.

Den älteren Generationen in Rumänien ist aber das Bild des letzten Königs, Michael von Hohenzollern-Siegmaringen, noch in guter Erinnerung. Er war und ist bei ihnen sehr populär, sein Bild als „schöner junger Mann“ ist noch gegenwärtig. Im Westen wurde fast schon vergessen, daß er im Schweizer Exil, bei Genf, noch lebt. Der heute 67jährige war am 30.Dezember 1947 gezwungen worden, das Land zu verlassen. Seither hat er sich nur selten zu den Entwicklungen in Rumänien geäußert, vor allem ging es da um die traditionellen Neujahrsbotschaften. Doch in letzter Zeit wurden die Erklärungen Michaels de Roumanie (so sein Nachname) häufiger.

Dem taz-Mitarbeiter Helmuth Frauendorfer gewährte er ein Interview, das zum ersten Mal ohne protokollarische Vorarbeit (schriftliche Fragen, Abstechen des Themenkreises usw.) zustande kam. Es ist kein Palast, in dem das Ehepaar de Roumanie wohnt. Während wir die offene Einfahrt zum Grundstück passieren - keine Wächter, keine Polizei -, stehen die Gastgeber bereits im Hof und warten auf uns. Man stellt sich vor, geht ins Haus, Anne de Roumanie gießt Kaffee ein. Es wird geplaudert, Kaffee getrunken, geraucht. Wir dürfen auch fotografieren, im Haus, im Garten, es gibt keine Schranken. Ein offenes Haus. Die Atmosphäre ist locker. Während des Gesprächs mit Michael setzt sich die gebürtige Dänin Anne de Roumanie auf den Boden, raucht und betätigt ein Tonbandgerät. Sie will das Gespräch auch aufnehmen. Sie, eine Bourbon-Parma, war noch nie in Rumänien. Sie heirateten nach der Vertreibung des Königs im Ausland. Trotzdem, so sagt sie, interessiere sie sich für das Land, sie schaue sich alle rumänischen Filme an, die sie auftreiben könne, selbst die fürchterlichen der letzten Jahre, nur um etwas von der Landschaft, dem Gras, den Bäumen und vielleicht auch den Menschen mitzukriegen. „Es gibt keinen Tag, an dem wir nicht an das Land denken.

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