Nur Hannelore war freundlich...

■ Ob Bush in Berlin, Momper bei Kohl willkommen ist - darüber läßt sich trefflich streiten

Was nicht sein darf, das kann nicht sein, mag sich Helmut Kohl gedacht haben. Standhaft ignoriert er die Tatsache, daß die Frontstadt West-Berlin nun ausgerechnet von einem SPD/AL -Senat regiert wird. Zu einem Essen zu Ehren von US -Präsident Bush lud er zwar Berlins Ehemaligen Diepgen (CDU) ein, nicht aber dessen rot-grünen Nachfolger Momper. Beharrlich weigere sich der Kanzler, ihn, Momper, zur Kenntnis zu nehmen, klagte der Berliner Senatschef am Mittwoch. Momper-Mitarbeiter können mehrere Fälle aufzählen, in denen Berlins Regierender von Kohl brüskiert wurde: Der Kanzler habe ihm nicht zur Wahl gratuliert, und einmal habe er sich geradezu „demonstrativ umgekehrt“, als er dem SPD -Politiker über den Weg lief. Nur Hannelore habe freundlich gegrüßt.

Momper will seine Zurücksetzung keineswegs als Bagatelle abtun; gestern konnte er sich darin von Kohl bestätigt fühlen. Im Bundestag schimpfte der Kanzler, er sehe „keinen Grund, den Vorsteher eines Senats einzuladen, dessen Mitglieder in grober Weise den amerikanischen Präsidenten beleidigt haben“. Senatssprecherin Kiele warf dem Bundeskanzler daraufhin „völlige Unkenntnis der Berliner Verhältnisse“ vor; denn tatsächlich hatte lediglich der AL -Politiker und Nicht-Senator Christian Ströbele erklärt, Bush sei in Berlin „kein willkommener Gast“. Kanzleramtsminister Seiters hatte allerdings eine weitere Begründung parat, warum Kohl nicht mit Momper essen wollte. Dieser habe es nämlich bis heute versäumt, artig seinen Antrittsbesuch bei Kohl zu absolvieren - in Washington, Paris und London dagegen war der Bürgermeister bereits. Momper will sich nun wieder mit dem Bundeskanzler vertragen und einen „Schlußstrich unter diese Auseinandersetzung“ ziehen. „Zu jedem Ihnen genehmen Zeitpunkt“, schrieb er gestern an Kohl, sei er zu einem „gemeinsamen Gespräch“ bereit.

Hmt