Emsdetten Connection oder: Warum P.U.?

■ Wie die Grünen eine Öko-Stelle ausschrieben und die BewerberInnen prüften

Was lange währt, wird endlich gut. Schon zu Schulzeiten konnten Elisabeth Hackstein und Peter Ullrich ganz gut miteinander. Dieselbe Schule, eine große Clique in der provinziellen 30.000 Einwohner-Stadt, Elisabeths Bruder ein guter Freund von P.U. (sprich: „Peh Uh“), wie er damals schon hieß. Emsdetten, genauer: 4407 Emsdetten/Westfalen, dort sind beide aufgewachsen.

P.U. startete in der Schülermitverwaltung (SMV) des örtlichen Gymnasiums Martinum seine Politikkarriere. Als „Kassierer“ debütierte er dort mit derart glänzenden Bilanzen, daß ihm fortan der Ruf als großer Organisator vorauseilte. Auch später noch, in den Emsdetten-WG's in Münster liefen sich die beiden öfter über den Weg.

Bei Robin Wood in Bremen wirkten sie zusammen, bis das Schicksal sie trennte: Elisabeth Hackstein wurde Abgeordnete und die leidige Quotierung verwehrte P.U.s sehnlichsten Wunsch, zumindest erstmal als Mitarbeiter in die Fraktion einzutreten. Als kompetenter Biologe, aber von Fraktions -Mitarbeitern als „gruppendynamisches Problem“ auf Distanz gehalten, harrte er lange Zeit in den Startlöchern. Und nun hat es geklappt. Elisabeth, die mit ihrem Bürgerschaftsdasein nicht sonderlich glücklich wird, holte P.U., den umtriebigen Karriere-Bastler, als Nachfolger ihrer ausgeschiedenen Referentin für Ökologie in die Fraktion und bereitet ihm so den Weg auf die Kandidatenliste für die Wahl im Jahre 1991. So weit, so gut. Warum sollen sich alte Freundschaften nicht auszahlen.

Doch warum dann alle diese aufwendigen und unnützen Begleiterscheinungen? Die Stelle einer FraktionsmitarbeiterIn wird bundesweit ausgeschrieben, na ja, „Frauen werden bei gleicher Qualifikation bevorzugt“, wie das bei Grün's so üblich ist. Siebenunddreißig Bewerbungen gehen in Bremen ein, darunter hochqualifizierte Frauen wie Männer. Einige werden eingeladen und angehört, Hoffnungen werden geweckt und Reisekosten bezahlt. Die Bewerbungskommission tüftelt, einige sind sich unsicher, Anny Ahrens zum Beispiel enthält sich der Stimme. Das Drängen der Elisabeth Hackstein ist allen unverständlich, die um die engen Bande der Emsdetten-Connection nicht kennen.

In der Fraktionssitzung ist dann aber auch Anny Ahrens dafür: die Angelegenheit ist zur Fraktionssache geworden. P.U. bekommt die vier Stimmen derer, die sich eine Stärkung der „Fundi„-Strömung versprechen. Vier Enthaltungen.

Der Grünen, die bewiesen hat, daß sie auch mal fünfe grade sein lassen kann und sich so beeindruckend burschikos über eigene Prinzipien hinwegzusetzen weiß, gebührt die goldene Zitrone. Warum P.U.? „Auf Drängen von Elisabeth Hackstein“.

Rosi Roland