Neu im Viertel: Laden der E&V-Genossenschaft

■ Für 10 Mark im Monat Mitglied / Gesunde Nahrungsmittel im Direktkauf / Ferien und Arbeiten auf Bauernhöfen

„Jetzt werdet Ihr ja doch noch alle Genossen“, witzelte gestern einer auf der Pressekonferenz: Im Herzen des Ostertor-Viertels, dem „Milchquartier“, eröffnet heute die Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft (EVG) ihren Bauernladen: kein neuer Bio-Laden, sondern im Gegenteil eine Direkt-Verkaufsstelle ohne die übliche Laden -Handelspanne, „die liegt ja in Bio-Läden bei 60 bis 70 Prozent“, so EVG-Mit-Initiator Jochen Tholen.

Eine Land-Idylle in der Stadt: ein Krug frischer Milch auf dem Tisch, ein Kornblumenstrauß, Schnitten mit deftiger Landleberwurst und Schafskäse. Vor der Tür freundete sich die Ostertor-Kinder-Gruppe gerade mit der eigens hergekarrten Kuh Alma an, die malerisch vor einem Blecheimer Körner und einer Schütte frischen Wiesenschnitts stand und ab und zu Muuuh! brüllte.

Vor allem Grundnahrungsmittel soll es im Laden geben: Eier, Brot, Getreide, Gemüse, Obst, Fleisch, Säfte, Honig, Nudeln, Öl, Nüsse, bald auch Milch aus so einer altmodischen Zapfstelle. Natürlich alles aus kontrolliertem biologischen Anbau und möglichst aus regionaler Produktion. Dazu Solidaritäts-Ware wie Nicaragua-Kaffee. Manches war gestern in die Regalen schon eingeräumt: Lamm-Salami für 4,-Mark pro 100 Gramm, Bio

Eier für 35 Pfennig, Wildschwein-Schinken für 3,-/100g. Bei jedem Produkt ein kleines Schild, von welcher BäuerIn es stammt. „Da kann man einfach mal hinfahren und sich die Höfe ansehen“, ermunterte EVG-Initiatorin Jutta Draub. Der EVG -Laden vermittelt Ferien und Arbeits-Urlaube auf Bauernhöfen im Umland. Die Ostertor-Kinder wollen die Gelegenheit ergreifen

und mal die Kuh Alma vor Ort besuchen fahren. Durch die Initiative der VerbraucherInnen soll der ökologische Anbau bundesweit nur 0,2 Prozent der bebauten Fläche - gefördert und Kontakt zwischen StadtkundInnen und BäuerInnen geschlossen werden. „Gegen die Ohnmacht der Verbraucher angesichts vergifteter und verstrahlter Lebensmittel wollen wir die authentische

Information fördern, den direkten Kontakt zu den Höfen, ein kleines Lebenskonzept darstellen und den Stadt-Land -Gegensatz aufheben“, fand Herbert Wulfekuhl, Leiter des Landesamtes für politische Bildung, so freundliche wie große Worte vor dem kleinen Laden. Das Landesamt hat etliche Seminare finanziert und die EVG-Pläne so bekannt gemacht.

Mit von der EVG-Partie sind die Rindergilde Hollerland, die agraroppositionellen „Neuland„-Schweinefleisch-Vermarkter, die Holon-Gmbh, hervorgagangen aus dem Rhizom-Projekt, mit Backwarenund Gemüsen.

Wie das bei Genossenschaften ist, muß jede und jeder Erwachsene einmalig 100 Mark als Eintrittskarte bezahlen und ist dann Genossenschafts-Mitglied mit Mitbestimmungsrecht bei allen Fragen der Preise, des Angebots und der Anschaffungen. Für einen Monatsbeitrag von 10 Mark (maximal 20 Mark pro Haushalt) können sich die Mitglieder dann im Laden mit Lebensmitteln fast zum Einkaufspreis versorgen draufgeschlagen wird nur Mehrwertsteuer und ein kleiner Aufschlag für „Schwund und Verderben“. Es gibt auch das Angebot einer Test-Mitgliedschaft von drei Monaten, um nachher die 100 Mark einzuzahlen oder nicht.

Noch recht spärlich sind die Öffnungszeiten des neuen Ladens:

Di. 9-12 Uhr,

Mi. 18-19.45 Uhr,

Do. 16-19.30 Uhr,

Sa. 9-13 Uhr.

Jeden zweiten Mittwoch im Monat ist EVG-Treffen auch für Nicht-Mitglieder um 20 Uhr beim BUND, Schmidtstr. 9. Susanne Paa