VÖGELN, ABER WIE?

■ Piep-Schau im Buga-Park

„Nicht, was Sie jetzt denken“ sei mit der Piep-Schau gemeint, als ich den freundlichen Herrn im Freilandlabor frage, wie denn der Name des Projekts entstanden sei. Noch einmal, „abwertend“ sei es nicht gemeint, man denke vielmehr an die jahrhundertealten Jahrmarktsguckis, in denen man so manche Wunderlichkeiten entdecken konnte. Wunderlichkeiten auch im Buga-Park: Es geht um das unbekannte Wesen „einheimischer Singvogel“, den Schüler der Evangelischen Schule Neukölln unter ihrem Lehrer Wolfgang Edel mit einer besonderen Apparatur wieder ins Bewußtsein des urbanen Einwohners rufen wollen. Zu diesem Zweck bastelten sie einen Holzkasten mit einer drehbaren Scheibe, die jeweils einen kleinen gemalten Vogel entblößt. Innen sind Fotozellen mit kleinen Walkmen verbunden, die beim richtigen Klingelknopf an der Singvögelnamensliste ihr Stimmchen preisgeben. Die Zielgruppe Kinder wurde von einer 100,6-Journalistin gleich ausgetestet. „Naa, was is das?“ hechelte die Jungpuffmutter und hielt das Mikro unter die verlegen kichernde Kinderschar. „Eine Ams...el?!“ - Kicher, kicher - „naah?“ Immer noch kein O-Ton, da hilft nur „Zwitschert doch mal wie die Amsel, hmm?... Könnt ihr nicht zwitschern?“ womit bewiesen wäre, daß die urbane Kindheit heute ohne Amseln auskommen muß. Die Abendschau stöhnte derweil, weil selbst die Nachtigall zu leise sang, und der Techniker unzulässigerweise überm Aussteuern das Aufnehmen vergaß. Die Dame vom Buga-Park durfte noch einen Satz sagen: „Wir haben heute die Piep-Schau eröffnet“, dann stürmten die Freier züchtig ins Funkhaus, die Früchte ihrer Lust hinauszupiepen.

DoRoh