: Neues Loch in der Mauer
■ Der neue Transitübergang wird am Schichauweg sein / Senat entschied in einer Sondersitzung / Umweltschutzwünsche auch an die DDR
Berlin wird im Süden der Stadt einen neuen Transitübergang bekommen. Am späten Donnerstag abend entschied der Senat in einer Sondersitzung, die noch vom alten Senat mit der DDR geschlossenen Verträge zu bestätigen. Von allen bislang bekannten Varianten wurde nach nochmaliger Prüfung der Umweltverträglichkeit der Standort Schichauweg entschieden. Die AL hatte ihre Zustimmung am Mittwoch gegeben.
Nach den jetztigen, auf Wunsch der AL veränderten, Planungen, soll die Straße zum Grenzübergang von der Motzener Straße nicht über den Schichauweg, sondern über die Trasse einer Industriebahn nördlich des Schichauwegs führen. Vierspurig soll die Zufahrt zur Kontrollstelle neben den Gleisen südlich des Freizeitparks entlangführen. Wo sie dann auf die Mauer trifft, ist noch unklar. Bislang sind drei Varianten denkbar. Östlich oder westlich des Wasserwerks oder noch weiter westlich entlang der Kleingartensiedlung. Die Kontrollstelle selbst soll dann auf heutigem DDR-Gebiet, dem Grenzstreifen, stehen. Es gebe deutliche Signale, daß die DDR bereit sei, die nötige Fläche zu verkaufen, sagte gestern Senator Wagner. Nach dieser Planung würde die Marienfelder Feldmark nicht berührt und bliebe zur Gänze erhalten.
Gegenüber der Ostseite werde man die Bitte äußern, die dortige Kontrollstelle möglichst Flächensparend anzulegen und die Zubringerstraße zweispurig zu belassen. Denn, so Wagner, „Umweltschutz hört an der Mauer nicht auf“. Zusätzlich in die Verhandlungen mit der DDR soll auch die Bitte um einen Fahrradübergang aufgenommen werden. Außerdem soll vorgefühlt werden, ob die DDR bereit ist, den westlichen Teil des Berliner Rings für den Transit durch die DDR zu öffnen.
Für die veränderte Planung der Straßenführung auf Westseite sind allerdings noch einige Hindernisse zu beseitigen. Einige der Grundstücke, die für den Bau der Straße gebraucht werden, sind in Privatbesitz. Das Wasserwerk, über dessen Gelände der Zubringer verlaufen soll, hat bereits den Bau eines weiteren Klärbeckens geplant. Sollte dies für den Freizeitpark zu großen Lärmbelästigungen führen, sei ein Schutzwall vorgesehen, sagte Wagner.
Die jetzt beschlossene Planung des Senats steht und fällt allerdings mit der Zusage der DDR zu dem Gebietsankauf. Den sieht Wagner zwar nicht als unsicher an. Scheitere er aber doch, zum Beispiel weil die DDR einen zu hohen Preis für das Grundstück verlange, sei das eine „politische Sensation, mit der sich der Senat neu befassen müßte“.
bf
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