Reisekrimis: Film von Jules Dassin / Eric Ambler

Denkt man an Istanbul und Krimis fällt, einem zunächst mal ein Film ein: Topkapi (1964) vom Rififi-Regisseur Jules Dassin. Neben Melina Mercouri und Maximilian Schell spielt Peter Ustinov eine der Hauptrollen. Ustinov mimt sehr überzeugend den schmierigen Gauner Arthur Simpson, der im griechischen Kavala nicht sehr erfolgreich versucht, die dummen Touristen auszunehmen. Eines Tages stößt er auf ein ausländisches Pärchen, das ihm in Sachen ungesetzlicher Geldbeschaffung weit überlegen ist. Sie heuern dirty Simpson für einen Super-Coup an. Tatort ist Istanbul, genauer gesagt das Topkapi-Sarayi. Der frühere Sultanspalast gehört heute zu den berühmtesten Museen der Welt, birgt er doch die ganzen Kostbarkeiten der ehemaligen Sultane und ihrer Familien. Dem cleveren Dieb winken Edelsteine von unvorstellbarer Größe und Schönheit. Natürlich wird diese orientale Schatzkammer bewacht wie das legendäre Fort Knox, aber die ausgeschlafenen Einbrecher haben einige sehr wirkungsvolle Tricks auf Lager und Arthur Simpson springt über seinen Schatten.

Jules Dassin hat da wirklich einen wunderschönen Film mit ausgezeichneten Schauspielern gedreht, aber ohne die literarische Vorlage wäre er nie in die Kinos gekommen. Diese Vorlage lieferte Eric Ambler, zweifellos einer der besten lebenden Thriller-Autoren, 1962 mit seinem Roman The Light of Day (die deutsche Übersetzung heißt wie der Film Topkapi). Ambler, 1909 in London geboren, arbeitete als, Komödiant, Journalist und Werbefachmann. Seit 1938 ist er freier Schriftsteller. Die Helden seiner Bücher unterscheiden sich erheblich von denen der James-Bond -Klasse. Es sind fast immer Hasenfüße, die gegen ihre Absicht in den Schlamassel geraten und froh sind, wenn sie am Ende mit heiler Haut davonkommen. „Die Welt, die ich schildere, ist nicht die Ausgeburt meiner grausamen Phantasie, sondern ein Abbild der Realität wie sie in diesem Augenblick auf dieser Erde serienmäßig stattfindet“, meint der Autor. Seine Ehrlichkeit bewies Ambler 1963 im US -Fernsehen. Auf die Frage einer Interviewerin, warum er einen so widerlichen Kerl wie Arthur Simpson geschildert habe, antwortete der Autor mit voller Überzeugung: „Dieser Roman ist in der Tat autobiographisch“. (detebe 20536)

Karl Wegmann