Kein monumentales Denkmal

■ Die Anhörung zum „Gestapo-Gelände“ brachte Absage an Ideen der „Perspektive Berlin“ / Die Gedenkstätte soll offen für alle Verfolgtengruppen sein

Mit einer deutlichen Absage an Vorstellungen der „Perspektive Berlin“ endete eine Anhörung zur künftigen Nutzung des „Gestapo-Geländes“ neben dem Martin-Gropius-Bau. Wie Kultursenatorin Martiny (SPD) jetzt mitteilte, bestand „weitgehend Übereinstimmung“, den Standort des ehemaligen Reichssicherheitshauptamtes „für alle Verfolgtengruppen offen zu halten“ und „keine monumentalen Denkmalslösungen anzustreben“. Die im Auftrag des Abgeordnetenhauses noch von Ex-Kultursenator Hassemer (CDU) eingesetzte Fachkommission hatte in zwei ganztägigen Gesprächsrunden am Donnerstag und Freitag Stellungnahmen von rund 15 Organisationen und verschiedenen Initiativen angehört.

Die Liste der Eingeladenen reichte vom Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma über den Bund der Verfolgten des Naziregimes und die VVN bis zur Akademie der Künste und dem Verein aktives Museum. Unter den Angehörten habe es „Einigkeit“ gegeben, daß es sich hier um einen „Ort der Täter“ handele; darin liege die „Einmaligkeit des Geländes“, hieß es in einer Mitteilung. Aus diesem Grund, so der Leiter der Fachkommission, der TU -Professor Reinhard Rürup, müsse eine Gedenkstätte an dieser Stelle „die Aufklärung über das nationalsozialistische System“ in den Mittelpunkt stellen und den „bürokratischen Charakter des Mordens und Verfolgens“ hervorheben.

Im Gegensatz zu früheren Diskussionen, habe sich nun der Gedanke herauskristallisiert, aufbauend auf der „Topographie des Terrors“ lediglich eine kleinere Dokumentation zu schaffen, erläuterte der TU-Zeithistoriker. Ein bis zwei Ausstellungen zu wechselnden Themen könnten die Gedenkstätte ergänzen. Ob die Fachkommission jedoch, wie geplant, bis November ein Ergebnis vorlegen werde, ließ Rürup gestern offen. „Zweifellos“ habe die Kommission eine „schwierige Aufgabe“, nicht zuletzt wegen „unterschiedlicher Interessen“ der verschiedenen Gruppen.

So gab es, wie mehrfach berichtet, in jüngster Zeit Streit zwischen dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der SPD -nahen „Perspektive Berlin“ über die künftige Nutzung des Geländes. Die „Perspektive“ fordert ein zentrales Holocaust -Mahnmal, das sich allein auf den Völkermord an den Juden beziehen soll. Rürup bestätigte, daß man das Ergebnis der Anhörung als Absage an diese Forderungen sehen könne. Aufgrund von „Mißverständnissen“, so Rürup, sei der Verein auf der Anhörung nicht vertreten gewesen.

In einem Brief an Kultursenatorin Martiny bedauert die „Perspektive“ jetzt diese „Panne“. Die Kultursenatorin Martiny habe kürzlich mündlich mitgeteilt, der Termin sei verschoben worden, begründete „Perspektive„-Geschäftsführer Jakob Schulze-Rohr gestern das Fernbleiben seiner Initiative. Er fordert nun eine „rechtzeitige Einladung zur allernächsten Sitzung der Kommission“. Rürup wies diesen Wunsch gestern zurück: Dafür gebe es „zunächst keinen Grund“.

hmt