Es rattert, zischt, kreist und rotiert

■ Die Welt des Jean Tinguely, ZDF, 22.15 Uhr

Entsteht bei der Betrachtung von Kunstwerken normalerweise eine stille Ehrfurcht, so kann sie bei den Arbeiten von Jean Tinguely schon deshalb nicht aufkommen, weil seine Maschinen aus Schrott ständig in Bewegung sind. Es kreist und schwingt, es rattert und kracht, es rotiert und fällt, das heißt alles ist in Bewegung. Mit seinen unsinnigen, bedrohlichen Kunstmaschinen, die wie ein Perpetuum mobile sich ständig bewegen, ist der in Frankreich lebende Künstler weltbekannt geworden. Neben den Objektemachern Christo und Spoerri wurde er in den sechziger Jahren zu der Guppe der „Neuen Realisten“ gezählt.

Doch seine Verspieltheit, seine poetische Ironie ist nach einer schweren Krankheit heute gewichen. Im Frühjahr 1989, wieder genesen, sagte er zu seinen Arbeiten: „Was ich will, ist heute sein. Die Vergangenheit, die scheißt mich richtig an - also der Tinguely kommt mir da zu den Ohren raus, diese ästhetischen Arbeiten von mir, diese Reliefs. Was ich vor allem will, ist diesen hurenverdammten Kunsthistorikern davonspringen, daß es ihnen nicht gelingt, mich wieder in die Schublade reinzustellen.“

Peter Leipe hat die Große Ausstellung des 64jährigen „professionellen Tagträumers“, die Anfang Dezember letzten Jahres im Pariser Centre Pompidou eröffnet wurde, zum Anlaß genommen, einen Film über die Welt des Jean Tinguely zu drehen.

taz