Kein Frauenzentrum

■ Besetzerinnen der Mariannenstraße berichten von Übergriffen durch die Polizei / Das Haus ist für Jugendprojekte vorgesehen

Die am Sonntag früh aus dem Haus Mariannenstraße 9-10 geräumten Besetzerinnen sind gestern der Darstellung der Polizei entgegengetreten, die Räumung sei ohne Zwischenfälle verlaufen. In einer Erklärung stellten sie fest: „Die Frauen wurden herumgestoßen oder zu Boden geworfen. Hierbei wurden bereits die ersten Frauen verletzt. Im weiteren Verlauf der Räumung wurden Frauen getreten, gewürgt, ihnen wurden die Handgelenke umgedreht usw.“ Der ganze Vorgang sei gefilmt worden. Die Räumung erfolgte, wie berichtet, aufgrund eines Strafantrags der Bewag, der das Haus gehört. Nach Angaben ihrer Rechtsanwältin hatten die Besetzerinnen von der Bewag vergebens einen Räumungsaufschub gefordert, damit das Bezirksamt eine politische Entscheidung darüber fällen könne, ob den Frauen das Haus für ein autonomes, revolutionäres Frauenzentrum zugestanden werde.

Die Kreuzberger Baustadträtin Eichstädt bedauerte, daß die Räumung erfolgte, ohne daß eine Diskussion zwischen Besetzerinnen und Bezirksamt möglich gewesen sei. Eichstädt zufolge hat das Bezirksamt „den festen Willen, das Haus zu übernehmen“, sobald die Finanzierung geklärt sei. Langfristig solle das Haus zu einem „Gesundheitshaus“ werden, kurzfristig werde es voraussichtlich dem Projekt „musikalische Aktion“ der Musikschule Kreuzberg und einem weiteren Jugendprojekt zur Verfügung gestellt.

plu