Mann der ersten Stunde

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Hodjatoleslam Ali Chamenei, der am Sonntag zum Nachfolger des verstorbenen iranischen Revolutionsführers Ayatollah Ruhollah Khomeini bestimmt wurde, nimmt nicht den religiösen Rang seines Vorgängers ein. Er studierte Theologie in Qom und der irakischen Stadt Nadjaf, die zu den heiligen Stätten des Schiismus zählen. Nach seiner Rückkehr in den Iran wurde er Schüler Khomeinis.

Chamenei ist ein Mann der ersten Stunde der fundamentalistischen Bewegung gegen das Schah-Regime und der Islamischen Republik. Die Stadt Maschhad, wo er im Jahre 1939 geboren wurde, war einer der Brennpunkte in der religiösen Bewegung gegen das Schah-Regime. Zwischen 1964 und 1978 wurde er sechsmal verhaftet. Mit dem Sturz des Schah-Regimes im Februar 1979 winkten ihm Amt und Würden. Er wurde zweimal als Vertreter seiner Heimatstadt ins Parlament gewählt. Im September 1981 übernahm er die Leitung der staatstragenden, mittlerweile aufgelösten Islamisch -Republikanischen Partei und wurde zum Präsidenten der Republik gewählt. Nach einer weiteren Amtsperiode, die im Herbst abläuft, kann er laut Verfassung nicht noch einmal kandidieren.

Chamenei ist außerdem auch religiöses Oberhaupt von Teheran und Vorsitzender des Obersten Verteidigungsrates, der die Strategie während des achtjährigen Golfkrieges mit dem Irak festlegte. Nach der blutigen Ausschaltung der Opposition im Juni 1981 wurde er bei einem Attentat verletzt. Seitdem galt er unter seinen Parteifreunden und Anhängern als „lebender Märtyrer“.

In außenpolitischer Hinsicht steht er Parlamentspräsident und Präsidentschaftskandidat Ali Rafsanjani nahe, während er in innenpolitischer Hinsicht auch die sogenannten Radikalen unterstützte. Als Leiter des Freitagsgebets predigte er einen unversöhnlichen Kampf gegen jedwede Regimegegner und erwies sich in der Rushdie-Affäre als treuer Schüler Khomeinis.

bs