Usbekische Nationalisten in Aufruhr

■ Auseinandersetzung zwischen Meßcheten und Usbeken fordert Todesopfer / Konflikt unverständlich

Berlin (ap/taz) - „Tausende von Häusern brennen in der Stadt Fergana“, gab der usbekische Volksdeputierte Achmetow in Moskau bekannt. Bei den seit zwei Tagen andauernden Auseinandersetzungen zwischen Usbeken und der turkmenischen Minderheitsgruppe der Meßcheten sind nach unbestätigten Meldungen der sowjetischen Nachrichtenagentur 'Tass‘ auch Menschen getötet worden. „Bewaffnete Gruppen von Rowdies“ hätten die Polizei angegriffen und sich den Behörden widersetzt. Auslöser des Konfliktes soll nach Darstellung Achmetows ein banaler Streit um ein paar Erdbeeren auf dem Markt von Fergana gewesen sein. Dort habe ein Meßchete sich bei einer Marktfrau über die Qualität der Ware beschwert und ihr, nachdem sie ihn abgewiesen hatte, die Beeren ins Gesicht geschleudert haben. Daraufhin habe sich eine Prügelei entwickelt, bei der ein Usbeke getötet wurde.

Laut Achmetow gibt es in Fergana, einer Stadt mit 200.000 Einwohnern, nur etwa 700 Meßcheten. Und niemals zuvor sei es zu Spannungen zwischen den beiden Völkern gekommen. Die schätzungsweise 300.000 Meßcheten waren im Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat Georgien nach Usbekistan umgesiedelt worden, angeblich um einem Zusammenwirken mit dem Kriegsgegner Türkei zu verhindern. Der Konflikt sei schwer zu begreifen, zumal die beiden Volksgruppen eine ähnliche Sprache haben und mit dem Islam einen gemeinsamen Glauben. Der Kongreß der Volksdeputierten in Moskau appellierte, „auf die Stimme der Vernunft zu hören und das Blutvergießen zu beenden“. Über die Stadt wurde eine Ausgangssperre verhängt.

er