BremTec für technologieverdichteten Raum

■ Die regionale Bremer Technologie-Messe BremTec direkt neben der Universität wurde gestern eröffnet

Zum „Wahrzeichen dieser Universität“, erklärte der Rektor der Bremer Uni gestern vor handverrlesenem Fachpublikum bei der Eröffnung der BremTec, wird der „Spargel“ werden, der 140 Meter hohe Fallturm, an dem wissenschaftliche Experimente unter Bedingungen der Schwerelosigkeit stattfinden sollen - Ersatz für Weltraum-Flüge. Baukräne „schmücken den Horizont“, schwärmte der sonst eher schüchtern-zurückhaltende Jürgen Timm, neue Institute entstünden und als „technologieverdichteter Raum“ um die Universität herum ein Technologie-Park: ein „ganz entscheidender Impuls zur Förderung der regionalen Wirtschaftsstruktur und zur Orientierung der Bremer Industrie auf zukunftsträchtige Hochtechnologien“.

Der Präses der Handelskammer, Berghöfer, hatte als Vorredner Timms die „Sorgen der Wirtschaft“ angesichts der autonomen Universität überflüssigerweise noch einmal formuliert: Die Universität, „aus ihrem Dornröschenschlaf der 70er Jahre wachgeküßt“, sei von den StudentInnenstreiks wie durch einen „kühlenden Regenschauer“ erwischt: „Irritationen“ angesichts des Zieles, daß „Natur- und Ingeneurwissenschaften müssen Vorrang vor Diskutierwissenschaften haben“ sollen.

Der Rektor Timm widersprach dem Universitäts-Verständnis des Wirtschafts-Mannes nicht. „Endlich“ werde heute „praxisrelevante Forschung“ betrieben,

wie es der „Gründungstraum“ der Uni gewesen sei, betonte Timm. In den Köpfen sei etwas geschehen, Gräben seien zugeschüttet worden. Und er warb listig um eine flexiblere Haltung gegenüber den „Irritationen“ der Handelskammer: Das „Gären des Teiges“, wie es in den Streiks zum Ausdruck gekommen sei, sei „unheimlich wichtig“. Da sei in der Unruhe ein „Potential, das man produktiv nutzen sollte“, zum Ausdruck gekommen. Die Unternehmer sollte sich bemühen, ein Stück davon „in die Be

triebe hineinzubekommen“: Da entstünden die Ideen, mit denen in den nächsten Jahren „Geld zu verdienen“ sei. Ausdrücklich nannte Timm das Umwelt-Engagement der Studenten.

Timm lobte die „Katalysatorwirkung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft“, und verwies auf das „Innovations-Assistenten -Programm“ Bremens - die Hälfte der Gehaltskosten eines Hochschulabsolventen, der bei einem mittelständischen Unternehmen (die man speziell fördern will) einen einjährigen Probever

trag abschließt, trägt das Land. Solcher Personaltransfer sei wichtig, die persönlichen Kontakte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft unersetzbar, daher die kurzen Wege im Bremer technologieverdichteten Raum.

In den Ausstellungsräumen der BremTec warteten derweil die Plätzchen und die vielen Bildschirme auf fragefreudige BesucherInnen. Im vergangenen Jahr waren es 10.000, 65% davon „Fachpublikum“, die hier die Vorteile des persönlichen Kennenlernens nutzten. An unzählie

gen Ständen ist in dem Messezelt das konzertriert zu besichtigen, was über die Stadt verstreut an Technologie zu haben ist: Vom intelligenten Kopierer, der mit hoher Auflösung vierfarbige Doubletten produzieren kann, über und High-Tec-Beratungsangebote jeder Art bis hin zu den CNC -gesteuerten Werkzeugmaschinen.

Da stehen Varianten neuester Automatisierungstechnik und ein Rettungssytem für den europäischen Raumgleiter „Hermes“ neben den vielfältigen Angeboten der Schadstoff-Messgeräte und Umwelt-Technologien.

„Stereolithografie“

Das technologische Wunderwerk dieser BremTec heißt Stereolithografie. Für 500.000 Mark hat die BIBA in Los Angeles eine Maschine gekauft, die auf dem Computer gezeichnete Gegenstände - in der Regel und Praxis Maschinenteile - innerhalb weniger Stunden vollautomatisch in harten Plastik-Version aus dem UV-Ofen nehmen. Ein Laser -Strahl fährt computer-gesteuert die Linien des zu computer -gezeichneten Gegenstandes in einem Kunststoff-Bad ab und härtet (polymerisiert) nach und nach das ge

wünschte Werkstück. Vor allem für die Modellfertigung ist das Verfahren von Interesse. In der Bundesrepublik gibt es derzeit drei solcher Wunder-Maschinen, Bremen ist der einzige Ort, wo die Stereolithografie angekauft wurde, um für mittelständische Unternehmen zur Verfügung zu stehen.

Irgendwo zwischen den Umwelt-Technologien steht eine silberne Kiste: „Modell Rolappe“. Nach einem von dem alten AG-„Weser„-Meister entwickelten Verfahren bietet die „Bremer Innovations- und Recycling-Produktionsvermarktungs-GmbH“ Kompost-Kisten an, die sich für den privaten Garten eignen. Mit 260.-Mark sind einfache Haushalte dabei - in drei Monaten ist der Kompost so weit, daß er als „Mulch“ auf die Beete gestreut werden kann.

Als Low-Tech erwies sich die Verbindung vom „BITZ“ zu den angrenzenden, speziell zur Messe instalierten 4.000 qm Leichtbauhallen: Dem Gewitterregen hielten die Nahtstellen nicht stand.

sb/kw

Die BremTec ist noch bis zum 10. Juni von 10-18 Uhr (Eintritt 8.- DM, ermäßigt: 5.- DM, pro Tag ) geöffnet