Stadthalle wird postmodern aufpoliert

■ 15 Mille für „mehr Aufenthaltsqualität“ in den 90ern

„Mehr Licht, mehr Öffnung, mehr Komfort“ - jetzt will sich auch die Bremer Stadthalle den baulichen Trends der Postmoderne nicht länger verschließen. Das, was verglast -verchromte Einkaufspassagen und nüchtern-geweißte Galerien an Styling bieten, will die Stadthallen-GmbH ab Anfang September auch ausstrahlen. Fast 15 Mio Mark sollen bis dahin verbaut sein, der Bundesparteitag der CDU soll die modernisierte Form der Stadthalle in drei Monaten als erste Nutzerin betreten dürfen. Reit- und Springpferde, Opernstars und Radprofis werden vornehm folgen.

Architekt Klumpp betonte, die Stadthalle mit ihrem markanten Betonstreben-Baustil von anno 1963-65 solle in ihrer „Struktur und Kargheit“ jedoch erhalten bleiben. Zwar seien die 50er und 60er Baujahre als Denkmal noch nicht anerkannt, doch habe die Bremer Stadthalle Baugeschichte gemacht - mit ihrer seltenen „zugbeanspruchten Konstruktion“, bei der das Dach wie bei einer Zugbrücke an Seilen aufgehängt sei. Innen drin wird sich allerdings vieles ändern: Den Kongreßsaal, in desich Belegschaften und politische BürgerInnen versammelten, wird es künftig nichtehr gebe Er wird derzeit zum erweiterten verdreifachten Toilettenbereich umgebaut. Nicht mehr geben wird es künftig auch den düsteren Eingangsbereich mit seinen billigen Garderobentischen und der niedrig-groben Betondecke. Glas, Luft und Helligkeit wird hier einziehen. Mehr „Aufenthaltsqualität“ auch beim Karten-Kaufen, eine „großzügige Kundenfreundliche Lösung“ samt einem „Ticketservice-Center“ soll dafür sorgen.

Verändern soll sich vor allem

jedoch die große Halle 1: 6.500 Holzstühle wurden bereits „entsorgt“, gepolstertes Gestühl in sechs Modefarben wird stattdessen Einzug auf den Tribünen halten. Die Färbung des Gestühls hat den Vorteil, so erläuterte Stadthallen-Direktor Seesing bei einem Rundgang, daß die Bestuhlung auch ohne zahlende Zuschauer vor den Augen der Fernsehkameras „immer voll“ aussehen werde. Mobile spezialangefertige Tribünen könnten künftig bei Bedarf „bühnennah“ in den Innenraum geschoben werden und so auch anspruchsvolle internationale Konzertstars auf die Stadthallenbühne locken. Nicht nur die Sitzpolster, auch eine neue Hallen-Decke soll für eine verbesserte Akkustik sorgen. Diese Decke hat gleichzeitig den Nebeneffekt, daß nach ihrem Einbau die darüberliegende Asbest-Decke nach oben hin „entsorgt“ werden kann. Mit 8,9 Mio Mark sponsert der Wirtschaftssenator den Umbau, weitere 5 Mio wird die Sanierung der Asbest-Decke kosten und für das neue Radio-Bremen-Fernsehstudion gehen weitere 850.000 Mark drauf.

Zwei weitere Hallen, Nr. II und III, dagegen werden ganz abgerissen. Sie sollen dem mehrstöckigen Maritim -Kongreßzentrum weichen, das schon jetzt vornehm „VCB“ genannt wird: „Veranstaltungs-Centrum Bremen“. Allein um nicht gegenüber diesem noblen „Teppichbodenbereich“ als armselige 60er Jahre Betonhalle abzufallen, erläuterte Aufsichtsrat und „Senator a.D.“ Bernd Meyer, habe man die „Aufenthalts- und Sitzqualität“ der Stadthalle im Niveau anheben müssen: „Wir sind energisch dabei, die Stadthalle auf die 90er Jahre vorzubereiten.“

bd