Hintern verbrannt

■ Der Senator für Bauwesen als allgegenwärtige Startrakete

An Raketen heißen die Dinger „Booster“. Sie dienen dazu, mangelnden Schub besonders in der trägen Startphase zu ergänzen. Bausenator Nagel versteht sich bei dem im Take-off begriffenen neuen Senat offenbar als Booster vom Dienst. Beim Deutschen Historischen Museum meinte er, gleich zwei eigentlich zuständigen Ressorts Feuer unterm Hintern machen zu müssen, gestern wurde bekannt, daß er dem Parteifreund und Verkehrssenator Wagner beim Anschieben sogar den Allerwertesten angesengt hat. Wagner hat öffentlich aufgejault. Er bringt „sein Bedauern darüber zum Ausdruck“, daß Nagel den geplanten Bau von neun Großgaragen in der Stadt zugunsten von Wohnungsbau gestoppt hat, die Äußerungen Nagels darüber beträfen schließlich „originäre Aspekte der Verkehrsplanung“. Wagner verweist auf sein „voraussichtlich gegen Ende des Jahres“ zu erwartendes Konzept der integrierten Verkehrsplanung, in deren Rahmen auch über Parkgaragen entschieden werden solle. Ein Zielkonflikt? Eine Auseinandersetzung in der Sache, die es nötig macht, daß zwei Senatoren sich öffentlich beharken? Aber nein. Wagners Sprecher läßt auf Nachfrage wissen, es gehe nicht um Inhalte, sondern nur um den schlechten politischen Stil des Herrn Nagel. Da hat er im Prinzip recht. Aber immerhin erfährt die geneigte Öffentlichkeit via Bausenator, daß im Verkehrsressort bis zum Jahresende an etwas gearbeitet wird. Andererseits: Wenn Nagel sich für alle Ressorts, die es derzeit nötig haben, als Startrakete betätigt, wird er zum Knallfrosch, der nur noch Lautstärke produziert und richtungslos hin- und herhüpft. Überdies hat er in seinem Laden eigentlich selbst genug zu tun. Und für gezielte Richtungsentscheidungen und politische Starthilfen gibt es jemanden im Senat, der dafür hoch bezahlt wird.

taz