Standbild: Unglaubliche Geldgier

■ "Das Milliardenspiel"

(„Das Milliardenspiel“, Mi., 7.6., 20.15 Uhr, ARD) Die Hundeaugen im Strahlemann-Gesicht werden größer und runder, ein Jubelschrei, ein Freudentanz, der Sprung in den Swimmingpool zur Abkühlung - Ulrich Tukur alias Gerd Asselt hat von seinem amerikanischen Chef eine Million Dollar zum 31.Geburtstag bekommen und gebärdet sich wie ein junger Hund im Schnee. Verständlich, wem könnte so ein Geschenk schon die Laune verderben, aber daß Tukur-Asselt die Lust am Geld so offen, so fanatisch, so herrlich unfein und selbstverständlich zur Schau stellt, das bricht die Konvention und entfernt die Figur meilenweit von der eines skrupellosen Geschäftemachers, als der sie sich, back in Germany, faktisch erweist.

Die Geschichte selbst (Klaus Pohl), deren Anfang der Protagonist in bester Magnum-Manier aus dem Off erzählt, ist so neu eigentlich nicht: Asselt kauft Pleitefirmen auf und versucht Banken für seine Projekte zu interessieren. Er spekuliert, gewinnt, verliert, überzeugt, fällt auf die Nase und zweifelt nie. Am wenigsten an sich. Umgeben von schönen Frauen, schicken Autos und einem Hauch von Intrige, im Aufsteigergewand der 80er Jahre (der Designer wurde im Abspann extra erwähnt), kündigt immerhin das Fieber im Enthusiasmus den tiefen Fall in der zweiten Folge schon an.

Was den Film interessant, ja richtig spannend machen könnte, das ist die Reaktion einer Gesellschaft von kalten Geldmachern auf ein Heißblut in ihren Reihen, auf einen Karrieristen aus Leidenschaft. Dieser Aspekt ist jedoch nicht konsequent ausgeleuchtet. Zwei Spots auf Angst und Begeisterung und damit genug. Statt dessen wurde Asselt zelebriert. Natürlich sind Ulrich Tukurs Schwung und Timbre unnachahmlich, aber daß er nur bedingt abendfüllend ist, hat schon das Vier-Frauen-Projekt Felix bewiesen.

Wer sich, der Vorankündigungspresse glaubend, eine filmische Auseinandersetzung mit dem authentischen Fall Horst-Dieter Esch erhoffte, wurde bitterlich enttäuscht, denn lebensnah und glaubwürdig ist in dieser Finanzwelt nur sehr wenig. Und die Senkrechtstarter-Figur Asselt ist in ihrer Manie und Überzogenheit ein Artefakt, eine Kopfgeburt des Kapitalismus.

Trotzdem bemüht sich Regiseur Peter Keglevic krampfhaft um einen Wirklichkeitsbezug und verhindert damit erfolgreich, seiner Geschichte eine eigene, filmische Realität zu geben.

Einzig die Kameraführung gibt einen Hinweis, wie man das alles einzuordnen hat. Nicht begleitend, sondern kommentierend seziert sie die Szenen und plädiert so eindeutig dafür, hier nichts allzu ernst zu nehmen.

Ach ja, und dann ist da noch Vadim Glownas unbezahlbar gequältes Buchhalter-Gesicht. Wunderbar. Seinetwegen vor allem werde ich mir die zweite Folge (So., 11.6., 20.45 Uhr, ARD) vielleicht ja doch noch ansehen.

Petra Kohse